Edenbridge - Dynamind
Band: Edenbridge (A)
Genre: Symphonic Metal
Label: Steamhammer
Album Titel: Dynamind
Spielzeit: 55:28
VÖ: 25.10.2019
Eine stolze und zahlreiche Diskografie können die Österreicher
Edenbridge ihr Eigen nennen. Mit "Dynamind" erscheint 21 Jahre nach
ihrer Gründung das 10. Album, was wirklich ordentlich ist.
In
den letzten Jahren hat man ein bisschen am Lineup gewerkelt, aber
immerhin sind 3 der 5 Bandmitglieder schon seit über 10 Jahren
zusammen und machen Musik. Das ist in diesen schnelllebigen Zeiten
eine schöne Sache. Natürlich muss nicht nur die Chemie zwischen den
Musikern stimmen, sondern auch das Ergebnis der Zusammenarbeit, die
in dem neuesten Album gipfelt. Ich muss an dieser Stelle gestehen,
dass obwohl mir der Bandname durchaus geläufig ist, ich nicht all zu
viel von unseren Nachbarn kenne. Daher kann ich zumindest sehr
unvoreingenommen an die neue Scheibe herangehen und mir fällt auf,
dass die Musik gut und forsch nach vorne geht, aber es in den ersten
Titeln immer den Eindruck macht, als wenn die Sängerin Sabine
Edelsbacher hinter ihren Möglichkeiten bleibt und nicht ausbrechen
möchte. Das ist insofern angenehm, als dass man beim Zuhören keine
Zahnschmerzen bekommt, weil es kein himmelhochschreiendes Gekreische
gibt. Stattdessen gibt es geerdete Musik und Gesang, der oft mit
fetten Chören verstärkt wird, was eine sakrale Stimmung verbreitet.
Im Zuge meiner Review habe ich mich auch schlau gemacht, wie sich so
die älteren Veröffentlichungen geschlagen haben und konnte
feststellen, dass Frau Edelsbacher durchaus in der Lage ist, hohe
Tonlagen zu treffen. Umso angenehmer empfinde ich es jetzt mit
diesem Wissen, weil die neuen Songs auch ohne dieses Stilelement
funktionieren.
Dass die Lieder in dieser Hinsicht leichte
Kost sind, verdanken Edenbridge aber nicht nur ihrer Sängerin,
sondern vor allem dem vielfältigen Gebrauch diverser Instrumente,
die man eher abseits des typischen symphonischen Metals ansiedeln
würde. Einige Instrumente musste ich selber erstmal im Netz suchen
(sie liegen ja nur auf Englisch im Promotext vor) und es ist
wirklich überraschend. Und überraschend gut, wie selbstverständlich
sich Zither, Mandoline oder Bouzuki in den metallischen Klang
einbetten.
Zugegeben, die Texte hauen mich nicht so um, sie
treffen bei mir nicht den allgemeinen Zeitgeist oder interessante
Themen. Da machen es die Genrekollegen Epica meiner Meinung nach
wesentlich besser - falls das schon mal jemandem aufgefallen ist?
Das meine ich unter anderem mit leichter Kost. Diese Leichtigkeit
verliert sich aber im schweren Titel "Tauerngold", welcher im
gemächlichen Tempo vorrückt und wie eine Power-Ballade wirkt, auch
wenn das ausbrechende Element fehlt und eher durch eine dominante
Gitarre ersetzt wird.
Das ganze Album hat einen sehr
ausgeglichenen Eindruck auf mich, was ich sowohl positiv, wie auch
negativ werten möchte. Manche erfreuen sich vielleicht, dass nicht
jede Nummer auf dem Album in ein Bombastfest ausartet, anderen ist
es auf Dauer möglicherweise zu langweilig. Exemplarisch möchte ich
hierfür "What Dreams May Come" anführen, ein Stück, was sein
Potential einfach nicht ausschöpft. Ein bisschen Bombast hier und da
wäre echt wünschenswert gewesen. Aber so klingt es wie ein Lied, zu
dem man sich beim Studium alter Nightwish-Platten hat inspirieren
lassen.
Schaut man auf die Tracklist und die Zeiten der
Lieder, sticht einem "The Last Of His Kind" mit seinen über 12
Minuten ins Auge. Wer aber hinter diesem Titel ein Auffahren von
allem, was die Band hat, erwartet, der wird enttäuscht. Gefühlvolle
Gitarren leiten den Song sanft ein, die Geschichte wird erzählt,
dann folgt ein noch sanfterer Mittelteil, bis es wieder mit der
Geschichte weitergeht, aber die eventuell vorher aufgebaute Spannung
beim Hörer fällt spätestens jetzt komplett ab. Es ist wie ein
zügelloses Pferd, nur eben kein Wildpferd, sondern eher eines, was
im Trab bleibt. Sehr schade.
Fazit:
Was bleibt, wenn man
die "Dynamind" durch hat, ist das Gefühl, dass hier viel mehr drin
gewesen wäre als das, was es auf die Lauscher gab. Die teils etwas
zu simpel gehaltenen Gitarrenläufe erinnern stark an Genrekollegen
aus den anfänglichen 2000ern und generell bleibt alles in der
gleichen Suppe hängen, die nicht so hundertprozentig durchgekocht
wurde. Nur angenehme Musik zu machen ist leider zu wenig. Schade,
aber für Fans der Band sicher trotzdem kein Grund, sich die Scheibe
nicht zu holen. Einen Punkt extra gibt es für die wunderbar
eingesetzten Instrumente und die trotz ruhiger Stimmung in sich
funktionierenden Songs.
Punkte: 6/10
Anspieltipp: Live
And Let Go
01. The Memory Hunter
02. Live And Let Go
03. Where Oceans
Collide
04. On The Other Side
05. All Our Yesterdays
06.
The Edge Of Your World
07. Tauerngold
08. What Dreams May Come
09. The Last Of His Kind
10. Dynamind
Sabine Edelsbacher - Vocals
Lanvall - Guitars, Bass, Piano,
Keyboards, Orchestration, Hammered Dulcimer, Kacapi, Bouzouki,
Mandolin
Dominik Sebastian - Guitars
Stefan Gimpl - Bass
Johannes Jungreithmeier - Drums
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Autor: Godshand