Ritual Steel - V

Band: Ritual Steel (D)
Genre: Heavy Metal
Label: Pure Steel Records
Album Titel: V
Spielzeit: 44:25
VÖ: 25.10.2019

Ritual Steel - V

Die norddeutschen Stahlmänner von Ritual Steel ließen ihre Fangemeinde ganze sechs Jahre auf ein weiteres Album warten. Jetzt schicken sie "V" ins Rennen.

Doch es ist ein langer Marsch bis zum wahrhaftigen Einstieg ins Album – gemeint ist natürlich das „musikalische marschieren“. Keine unbedingt schlechte Idee zum Einstieg, doch animiert sie einen nach mehrmaligem Hören dann doch zu leichtem Augenverdrehen. Darüber schwebende Leads geben zwar schnell Abwechslung, aber der Marschsound überholt sich dabei trotzdem genug.

Positiv geht’s aber weiter: Die Stimmung ist stählern auf "V" – vom ersten (Riff)Moment an. Überhaupt kann man in Sachen Riffs nicht meckern, die Stahlsaitenfraktion legt hier immer wieder ordentlich los. Auch wenn manche Gitarrenklänge zwischendrin etwas einfallslos wirken, finden Ritual Steel hier doch immer wieder ihren Platz zwischen sauberem Heavy Metal, Überraschungsmomenten und einem ihn eigenen Soundgerüst. Auf dieser Scheibe vermisse ich, im Vergleich zu vorherigen Tracks, jedoch ein wenig Klarheit, die ungetrübte Kraft in einigen der Arrangements. Auch wenn die Voraussetzungen voll da sind, fehlt den Aufnahmen der letzte Push, um voll aufzudrehen. Es kommt einem manchmal wie von einem leicht dumpfen Nebel und heruntergeregelt vor. Trotzdem positionieren sich Ritual Steel mit ihrem eigenen Statement.

Schwieriger wird es da, wenn man sich auf die Rhythmik konzentriert. Sie ist da – natürlich, aber mir fehlt etwas neuer Schwung. Manchmal wirken die Drums etwas monoton. "Kingdom of Death" – wo einem das gesamte Musikkonstrukt einfach nur so um die Ohren gehauen wird, bildet da eine ziemlich gute Ausnahme. Richtig spannend in Sachen Rhythmik zeigt sich aber das experimentell anmutende "Confrontation On The Frontlines". Konfrontiert dieses Stück den Hörer doch an der Drum-Front mit dominanten Beats, gegen den fließenden Strom der Hörgewohnheiten. Es erinnert an Tribal-Rhythmen und könnte doch glatt das Klischee von ritueller und transzendaler Kollektiverfahrung im Pit... aber nein, Schluss damit! Gewöhnungsbedürftig dürfte die Nummer für einige schon sein und definitiv auf den Spuren anderer Gefilde. Eine langsame Bridge unterbricht den Song zwischendrin, später zieht er jedoch nochmal richtig an und schleicht sich schlussendlich dann wieder aus. Klingt nach zu viel? Ist aber ein faszinierender Beitrag. Von dieser Songstruktur wollte ich auch kein ganzes Album haben, aber dieser eine knallt dazwischen. Auch weil er sich so deutlich hervorhebt.

Die Breakdowns, denen man selbstverständlich auch immer wieder begegnet, sind solide, da nehmen einen die Saitenklänge mit, bestimmen den Songrhythmus effizient und sorgen so für willkommene Abwechslung. Auch einige schöne Hooklines schenken Ritual Steel uns auf diesem Album. Viele der Refrains überraschen positiv, da sie eingängig wirken, ohne sich nach mehrmaligem Hören als platt zu erweisen.

Kommen wir zum Gesang, denn hier hakt es für mich an ein paar Stellen wirklich. John Cason schwächelt meiner Meinung nach ein wenig. Der Mann scheint sich warm singen zu müssen. Dem Gesang fehlt immer mal wieder was. Das hat auf alten Alben schon besser geklungen und selbst "V" hat da seine Momente, die sich aber leider immer wieder verlieren. Zudem scheint es teils so, als schwebten die Gesangslinien losgelöst vom Rest der Musik und das sollte nicht sein. Erst recht, wenn das, was man sonst auf die Ohren kriegt, gerade echt solide klingt. Aber spannend am Album ist auch: Ich hatte mal wieder so meine wirklich klitzekleinen Maiden-Momente, die ich aber als sehr positiv empfand, da sie sich in Ritual Steel auflösten.

Fazit:
Instrumental ist die Scheibe ein durchaus solides Werk, das keine Meisterschaft erlangen wird, aber durchaus Spaß macht. Die Rhythmik ist nicht tricky (Ausnahme: "Confrontation On The Frontlines"), manchmal fad und doch zeichnen sich einige gute Parts ab. Insgesamt ist das Album an vielen Stellen etwas unrund und wirkt dadurch stellenweise etwas vollgepackt, obgleich sich im Gegensatz einige Songs leider in sich selbst etwas zurücknehmen. Der schwächelnde Gesang ist schade und kommt leider auf dem ganzen Album immer mal wieder durch. Dabei ist John Cason ja nun schon einige Jahre bei Ritual Steel und hat der Band seinen Stempel aufgedrückt. Aber auf "V" liefert er stellenweise weder sein ganzes Können, noch das beste Zusammenspiel mit seinen beiden Kollegen ab. Als Must Have ist die Scheibe nicht zu bezeichnen, aber wenn man sich mit ihren Eigenarten arrangieren kann, ist sie durchaus gut hörbar und entfaltet auch den ein oder anderen größeren Moment.
Es bleibt definitiv Luft nach oben und als das beste Ritual Steel-Werk würde ich "V" auch nicht bezeichnen. Alles andere als ein Ausfall, aber eben auch kein Geniestreich.

Punkte: 6/10

Anspieltipp: Kingdom Of Death, Confrontation On The Frontlines, The Ritual Steel Hammer

Tracklist

01. Does Tomorrow Exist
02. Civil Unrest
03. Jackyl & Hyde
04. Kingdom Of Death
05. Doomonic Power
06. The Evil Elite
07. Confrontation On The Frontlines
08. Ritual Steel II
09. The Ritual Steel Hammer

Lineup

John Cason - Vocals
Sven Böge - Guitars, Bass
Martin Zellmer - Drums, Percussions

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