Jacobs Moor - Self
Band: Jacobs Moor (A)
Genre: Thrash / Power / Progressive Metal
Label: Self-Release
Album Titel: Self
Spielzeit: 57:40
VÖ:
20.10.2017

Nachdem mich das 2014er Debüt der Wiener Jacobs Moor, "All That
Starts", total begeisterte, kam ich nicht umhin, das neue, am 20.
Oktober erscheinende, zweite Album "Self" unter die Lupe zu nehmen.
Schon beim ersten Durchlauf der Scheibe war klar, Jacobs
Moor haben sich nicht auf den Lorbeeren, die ihnen das Debüt
beschert hat, ausgeruht. Nein, von der ersten Note an zeigt man,
dass man sich weiterentwickelt hat, ohne den eingeschlagenen Weg zu
verlassen. Alles, was die Musik auf dem Debüt ausmacht, prägt auch
weiterhin den Sound der Band, nur hat man hier überall noch eine
Schippe drauf gelegt und das eine oder andere Element dazugetan.
So kommt man neben dem Power Metal auch ein ums andere Mal mit
thrashigen Riffs und Vocals um die Ecke (z.B. "Watching Atrocities"
oder "Hate A New Kind"), was beim Debüt weniger ins Gewicht fiel.
Diese Thrash Elemente stehen dabei aber nicht im Kontrast zum Rest,
sondern fügen sich gekonnt ins Songwriting ein. Um gleich mal bei
den Vocals zu bleiben; Richard überzeugt auf ganzer Linie und egal,
ob aggressiv oder mit Gefühl, er steht immer im Einklang mit der
Musik und drückt den Songs den passenden Stempel auf. Der raue,
leicht kratzige Charme, wenn er aggressiv zu Werke geht, steht dabei
immer in schönem Kontrast zu den klareren Vocals, wenn's etwas
gefühlvoller von Statten geht. Schön zu hören im Titelsong "Self",
oder auch im Balladesken "Hopeless Endeavour".
Die hin und
wieder eingestreuten "Screams/Growls" geben an den entsprechenden
Stellen dann noch kleine "i-Tüpfelchen" oben drauf. Dass diese
verschiedenen Vocals nicht nur von Song zu Song variieren, sondern
auch innerhalb der einzelnen Stücke für Abwechslung sorgen, ist ein
großer Pluspunkt des Albums. Beim ersten Durchlauf hatte ich
manchmal das Gefühl, dass an der einen oder anderen Stelle etwas
mehr Druck hinter der Stimme sein könnte. Doch je öfter die Scheibe
lief, umso weiter rückte dieses Gefühl nach hinten. Mehr wäre hier
am Ende weniger gewesen.
Auf technischer Seite kann man
ebenso überzeugen und steht dem Frontmann in nichts nach. Sei es die
treibende Rhythmus-Fraktion in Verbindung mit dem präzisen Drumming
(z.B. "Falling To Pieces"), was den Songs immer im richtigen Moment
einen amtlichen Arschtritt-Faktor verleiht, oder die Lead-Abteilung,
welche den Melodiegrad immer auf einem songdienlichen Level hält und
mit klasse Soli (z.B. "Delusion") überzeugt. Die flirrenden Leads in
"Neglacting The Path Of The Sun" (welche aber auch an anderen
Stellen immer wieder vorkommen) haben es mir besonders angetan.
Alles geht hier Hand in Hand und lässt selbst die progressiven
Dissonanzen fast harmonisch klingen. Das Verschmelzen der
verschiedenen Genreelemente und die Tempowechsel tragen ebenso zur
großen Abwechslung in der Musik Jacobs Moors bei.
Genau wie
auch schon auf dem Debüt der Österreicher ist hier der Bass ein
tragendes Element, welches präsent ist, ohne sich in den Vordergrund
zu drängen. Songdienlich und immer da, wenn es Not tut, aber auch im
Hintergrund, wenn es sein muss.
Im über 11 Minuten langen,
bereits oben erwähnten, Abschluss des Albums "Hopeless Endeavour"
zeigt die Band dann nochmal ihr ganzes Können und präsentiert eine
tolle Symbiose aus Gefühl und Härte. Hier gibt es dann den einen
oder anderen Moment, der unter die Haut geht und die gefühlvolle
Seite wird durch ein Cello noch zusätzlich unterstrichen. In dem
Stück beweisen die Jungs eindrucksvoll, dass man in einer "zarten"
Nummer eine ordentliche Portion Härte reinlegen kann, ohne dass es
aufgesetzt wirkt. Stark! Ohne den Rest der Band hinten anstellen zu
wollen, möchte ich die Gitarren hier nochmal extra erwähnen. Diese
haben einen großen Anteil am Gelingen der Nummer.
Das Album
ist wieder in Eigenregie entstanden und kommt sauber aus den Boxen,
verliert dabei aber nicht seinen rauen Charme und hat immer den
nötigen Druck, den es braucht, um dir im richtigen Moment in den
Allerwertesten zu treten. Es lässt aber auch die ruhigen,
gefühlvollen Passagen gut zur Geltung kommen. An einigen Stellen
hätte Richards Gesang ein bisschen mehr Raum vertragen können, denn
hin und wieder "übertönen" ihn die Gitarren etwas. Das ist aber
Meckern auf ganz hohem Niveau.
Fazit:
Mit "Self" führen
Jacobs Moor ihren Weg unbeirrt fort und präsentieren ein Album
welches Power Metal, Thrash Metal und progressive Elemente gekonnt
miteinander verknüpft. Abwechslung wird hier groß geschrieben und
zeigt sowohl im Gesamtkontext des Albums, als auch in den Songs
selbst, das gute Gespür fürs Songwriting. Denkt aber bitte dran;
"Self" ist ein Album, auf das man sich einlassen muss, denn die
richtig guten Alben lassen sich nicht einfach nebenbei hören. Hier
gibt es bei jedem Durchlauf neues zu entdecken. Solchen Alben muss
man zuhören und ihnen Zeit geben, um wirklich zu erkennen, wie gut
sie sind. Einfach kann nämlich (fast) jeder! Ein klasse Album, was
für Fans von Power-, Thrash- und Progressive Metal gleichermaßen
interessant sein dürfte. Puristen Finger weg, ihr versteht es eh
nicht!
Punkte: 9,5/10
Anspieltipp: Alles
01. March Of The Flies (Intro)
02. Watching Atrocities
03.
The Absence Of Me
04. Self
05. Falling To Pieces
06.
Distance
07. Neglacting The Path Of The Sun
08. Delusion
09. Hate Of A New Kind
10. Hopeless Endeavour
Richard Krenmaier - Vocals
Rupert Träxler - Guitars
Johannes Pichler - Guitars
Stephan Först - Bass
Rainer Lidauer
- Drums
- Download Review in deutsch
- Homepage
Autor: Thomas