Bhleg - Fäghring
Band: Bhleg (S)
Genre: Folk / Black Metal
Label: Nordvis
Production
Album Titel: Fäghring
Spielzeit: 54:21
VÖ:
01.04.2022
Die Schweden Bhleg veröffentlichen mit "Fäghring" den noch
fehlenden Teil einer Tetralogie, welche sich, grob gesagt, um die
vier Jahreszeiten im Kreislauf der Natur dreht. Dabei werden und
wurden alle Aspekte beleuchtet, welche die Natur so mit sich bringt.
Dies jetzt hier alles auszuwerten, würde den Rahmen sprengen. Nur so
viel; wer in die Musik von Bhleg eintauchen und sie nicht nur
konsumieren möchte, der sollte sich Zeit nehmen und sich vor allem
mit den Lyrics auseinandersetzen, denn nur so funktioniert das Ganze
und nur so wird man Bhleg auch verstehen können. Die beiden
Protagonisten L. und S. sind nicht nur musikalisch auf einer
Wellenlängen, sie sind auch am gleichen Tag in derselben Gegend
geboren und spirituelle Seelenverwandte, was sich auch in den Songs
widerspiegelt.
Das Album wird mir "Vårdträdet" eingeleitet.
Ein Instrumental, welches mit sanften Tönen und Percussions beginnt,
zu dem sich dann verzerrte Gitarren gesellen, die eine gewisse
Melodie darunterlegen und schließlich mit groovenden Drums seine
Kraft entfaltet. Gegen Ende kommt ein Chorus dazu, aus welchem man
mehr oder weniger in "Grönskande Gryning" überleitet. Hier kommen
dann das erste Mal die sägenden Gitarren und ein Black Metal-mäßiges
Drumming zum Tragen. Die Vocals kommen neben den Chören dann mal
kehlig-gurgelnd, mal aus der Ferne rufend und mal auch gesungen
daher. Neben den variablen Vocals versteht man hier auch das Spiel
mit Rhythmus und Geschwindigkeit. Zu guter Letzt vermag das Stück
auch mit Melodik und epischer Attitüde Akzente zu setzten. Die lange
Spielzeit von 10:20 Min lässt hier zu keiner Sekunde Langeweile
aufkommen. Ähnlich wie auch in den andern Longplayern auf dem Album.
Dieses Wechselspiel in Musik und Vocals zieht sich über das
ganze Album. Wenn man in die Musik Bhlegs eintaucht, befindet man
sich auf einer emotionalen sowie musikalischen Achterbahnfahrt
zwischen sanft, getragen, episch und atmosphärisch auf der einen und
rasend, wild und brachial auf der anderen Seite. Auch werden immer
wieder natürliche Klänge eingestreut und dadurch regelrechte
"Chill-Momente" geschaffen, z.B. am Anfang oder Ende eines Songs mal
etwas Vogelgezwitscher. Oder ein Song wie "Solvigd"; hier gibt es
eine Verschnaufpause, das Ohr wird mit akustischen und natürlichen
Klängen umschmeichelt und weibliche Vocals kommen zum Einsatz. Du
wirst in die Zeit zurückversetzt und kommst dir vor, als würdest du
bei einem nordischen Volksstamm zu Gast sein, der gerade eine
Zeremonie abhält. Der darauf folgende Longplayer "Frö" reißt dich
dann aber direkt raus aus dieser Traumwelt und schickt dich in einen
Black Metal-lastigen Strudel aus flirrenden und sägenden Gitarren
und reibenden Drums. Auch hier versteht man es, den Spannungsbogen
aufrecht zu erhalten, sodass man auch in diesen fast 12 1/2 Minuten
das Gefühl hat, kürzer würde die Nummer gar nicht funktionieren.
Ähnlich wie "Solvigd" klingt das Album mit "Fagna Sumri" und
ruhigen, natürlichen Klängen aus, was nochmal epischen Charme und
Atmosphäre erzeugt. Dies wird nicht zuletzt durch mystisch anmutende
Vocals und Chöre betont.
Was musikalisch gut funktioniert,
ist auch produktionstechnisch sehr gut umgesetzt worden. So ist es
gelungen, die Atmosphäre oder auch die Stimmung des jeweiligen Parts
vom Sound her schön einzufangen. Damit ist das Klangbild der Scheibe
genauso abwechslungsreich wie die Songs an sich. Mal rau, mal klar
und mal irgendwo dazwischen.
Fazit:
"Fäghring" ist ein mal
intensives, mal ambientes Folk/Black Metal Album, welches dich in
die Welt Bhlegs eintauchen lässt, wenn du es denn zulässt. Wie
bereits oben erwähnt, gilt es, sich auf die Musik und auch auf die
Lyrics einzulassen, dann wird man mit einem Album belohnt, was
stimmiger kaum sein kann. Dieses Album ist eines was nur im
Gesamtkontext funktioniert, dann aber seine ganze Pracht entfaltet.
Mir fallen nur Ulver ein, die sowas ähnlich hinbekommen. Der
Vorgänger "Odhin" wird mehr als nur getoppt. Ohne "skippen"
durchhören! Puristen Finger weg, man muss schon über den Tellerrand
schauen können.
Punkte: 9/10
Anspieltipp: alles
01. Vårdträdet
02. Grönskande Gryning
03. Alyr I Blom
04. Befruktad Jord
05. Solvigd
06. Frö
07. Fagna Sumrí
L. - Vocals, Bass
S. - Vocals, Guitars, Keys, Percussions
Guest Musician:
H. - Drums
Andreas Pettersson - Vocals
Êlea - female Vocals
Lars Magnar Enoksen - Vocals
- Download Review in deutsch
Autor: Thomas