Glemsel - Forfader
Band: Glemsel (DK)
Genre: Black Metal
Label: Vendetta Records
Album Titel: Forfader
Spielzeit: 47:04
VÖ: 18.03.2022
Die Kopenhagener Jungs von Glemsel stehen mit ihrer ersten
Full-Length "Forfader" bereit, um nicht nur ihre dänische Heimat zu
erobern, sondern am besten die ganze Metalwelt.
Ziemlich
klassischen Black Metal gibt es nach dem stimmungsaufbereitenden
Intro "Arv", welcher zwar eingängig ist, aber auch ein Problem
beherbergt. Die mit einer Ausnahme recht langen Songs, die bei 9 bis
11 Minuten Spielzeit liegen (die Ausnahme ist "Møntens Prædikant"
mit um die 5 Minuten), verstärken das Problem, was ich habe, noch
ein bisschen mehr. Es geht um die Aufmerksamkeit, die man "Forfader"
widmen möchte, die aber sehr fragil ist. Denn der hier gebotene
Black Metal ist zwar forsch und druckvoll und auch mit schön
keifigen Vocals versehen, die sehr gut dazu passen, doch die
Gitarren spielen in schnellen Tonfolgen sehr lange und überspannende
Melodien, die mit dem ballernden, aber variantenarmen Schlagzeug
schon fast tranceartige Zustände heraufbeschwören. Und die in die
Länge gezogenen Titel resonieren mit diesem Phänomen noch.
Theoretisch kann man dafür quasi alle Songs ins Feld führen, hier
sei exemplarisch "Savn" genannt, dem statt 9 auch 6 Minuten
ausgereicht hätten.
Letztlicht obliegt diese Entscheidung ja
den Künstlern, aber mir persönlich passiert einfach zu wenig in den
Songs, als dass meine Konzentration vom Album gebannt wird. Vor
allem das sehr gut gelungene Intro "Arv" verspricht auch Ausflüge in
den Post-Black Metal-Bereich, die mir sehr gut gefallen und meiner
Meinung nach "Forfader" interessanter gemacht hätten.
Doch
ich will das Werk nicht schlechter machen, als es ist. Es ist neu,
und doch klingt es klassisch nach dem rauen Black Metal der 90er
Jahre. Ungeschliffen, wüst und voller brachialer Energie.
Normalerweise bleibt die einmal angeschlagene Geschwindigkeit über
den ganzen Titel erhalten, aber dass das Quartett auch mal eine
Pause einlegen kann, beweisen sie bei "Mod Afgrund", "Det Gamle Må
Vige" und noch viel besser bei "Møntens Prædikant", der nach wenigen
Umdrehungen zu meinen Favoriten avanciert ist - auch wegen seiner
kurzen Spiellänge. Und das ist für mich umso erstaunlicher, da ich
ein ausgewiesener Fan langer Songs bin, die normalerweise nicht in
Metalradios oder bei Konzerten gespielt werden. Da wurde doch
einiges an Potential aus der Hand gegeben.
Die Produktion ist
der Musik angepasst und genauso rau und ungeschliffen, wie die
Vocals von Sänger Asmund Iversen, der nebenbei gesagt einen
fantastischen Job macht, indem er die Texte fast schon angewidert
von der Welt herausspeit.
Fazit:
An die 50 Minuten
Spielzeit, die besser zu 40 Minuten konzentriert worden wären,
lassen bei mir "Forfader" mit einem etwas verwässerten Einduck
zurück. Der Black Metal ist rau und lässt ein schönes 90er Feeling
aufkommen, zeigt aber auch Schwächen, was die Eingängigkeit angeht,
weil die Stücke so ausgedeht sind, dass man auch mal den Fokus
verlieren kann. Potenzial hat die Truppe sehr viel, ich hoffe, sie
nutzen es für die nächste EP oder Full-Length aus und scheuen sich
nicht, auch andere Einflüsse (gerne Post-Black Metal) in ihrer Musik
zuzulassen.
Punkte: 7/10
Anspieltipp: Møntens
Prædikant, Det Gamle Må Vige
01. Arv
02. Mod Afgrund
03. Savn
04. Møntens Prædikant
05. Det Gamle Må Vige
06. Ansigterne
Asmund Iversen - Vocals, Guitars
Sune Pedersen - Guitars
Mikkel Alkjær - Bass, backing Vocals, Lyre, Oboe
Joachim Højer -
Drums
- Download Review in deutsch
Autor: Godshand