Iskandr - Vergezicht
Band: Iskandr (NL)
Genre: Black Metal
Label: Eisenwald
Album
Titel: Vergezicht
Spielzeit: 63:45
VÖ: 24.09.2021
Das mir unbekannte Duo Iskandr, deren Mitglieder selber so
unerkannt wie möglich bleiben wollen, bringen mit "Vergezicht" das
dritte Album der Bandgeschichte in die heimischen Plattenläden und
Onlineshops.
Nach den ersten Tönen des Openers "Gezag" war
ich schon sehr erfreut, was ich zu Hören bekam, doch leider konnte
der erste gute Eindruck nicht über das ganze Album hinweg bestehen.
Warum?
Nun, der mit einer einzelnen Akustikgitarre startende
Opener, der nach ein paar Minuten deutlich an Fahrt aufnimmt, hat
für den Rest des Albums viel Energie versprochen, die mit diesem
Titel aber zu großen Teilen verbraucht worden ist (so scheint es).
Klassische kratzige Black Metal-Gitarren, ein krächzendes Ungeheuer
von irgendwoher, welches Worte formt und ein schön schwungvolles,
aber nicht auf Blastbeats ausgelegtes Schlagwerk bestimmen den Titel
weitestgehend. Ein echt schöner Mid-Tempo-Song, der mich an die
etwas älteren Tage des kalten Black Metals denken lässt und im
letzten Drittel doch noch die Keule auspackt. Sehr gelungen! Auch
wenn mit fast 11 Minuten Spielzeit schon etwas zu lang.
Schon
der zweite der 6 Songs auf diesem Album kommt nicht an den ersten
Song heran, was die schiere Wucht angeht. So tickern die Sekunden
und Minuten eher belanglos im Mid-Tempo-Bereich runter, ohne dass
okkulte Beschwörungen oder ähnliches den Hörer fesseln. Die Chöre,
die als wiederkehrendes Stilmittel häufig eingesetzt werden und der
Scheibe einen Hauch Árstíðir lífsins verleihen (isländisch-deutsches
Projekt) und die Melodien werden auch hier schon flacher und
wiederholen sich zunehmend, sodass auch dieser Titel in seiner Länge
nur gerade noch so in Ordnung geht.
Der mit 13 Minuten
zweitlängste Track "Gewesten der Tijd" drosselt das eh schon
langsame Tempo noch weiter und rutscht in doomige Gefilde ab, die
jetzt zwar wirklich sehr okkult wirken und eine gewisse Stimmung
erzeugen, aber meiner Meinung nach viel zu stark an den Ohren kleben
bleibt. Lebensfreude ist definitiv nicht das vorherrschende Thema.
Erst nach 9 Minuten gibt es einen selten erlebten Ausbruch aus der
Monotonie, aber auch hier gibt es das "Problem", dass dieser
Ausbruch trotzdem irgendwie gezügelt klingt, nicht chaotisch und
nicht berserkerhaft. Also eigentlich ist es nur eine deutliche
Temposteigerung.
Für die restlichen Titel "Baken", "Verbod"
und "Het Slot" lassen sich die oben genannten Aspekte fast 1:1
übertragen. "Baken" hat den vermissten Black Metal-Anteil mit Druck
und Geschwindigkeit, auch wenn dieser ab der Hälfte in einen
aktustischen Teil abfällt. "Verbod" schleicht auch meistens nur
umher, ohne in eine bestimmte Richtung zu gehen und ist viel zu
lang. Und schließlich der Rausschmeißer und längste Song bietet nach
einiger Anlaufzeit wieder Druck, blackmetallische Agressivität, aber
auch er driftet wieder ab.
Fazit:
Alle Songs sind mehrere
Minuten zu lang geraten, was sich bei über einer Stunde Spielzeit
zum ersten Mal, seit ich Reviews schreibe, tatsächlich negativ
auswirkt. Als Hörer verliere ich permanent den Fokus, so als wenn
ich zwischen Wachkoma und Dämmerzustand immer wieder auf- und
abtauche. In Zeiten wie diesen müssen wir alle sparen. Iskandr
hätten sich locker 15 Minuten sparen können, und ich spare mir
gleich die ganze Platte.
Punkte: 5/10
Anspieltipp:
Gezag
01. Gezag
02. Bloeddraad
03. Gewesten Der Tijd
04. Baken
05. Verbod
06. Het Slot
O. - Vocals, Choir Vocals, Guitars, Bass, Organ, Piano, Trumpet,
Orchestra Chimes
M. Koops - Drums
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Autor: Godshand







