Fractal Generator - Macrocosmos
Band: Fractal Generator (CDN)
Genre: Experimental Death Metal
Label: Everlasting Spew Records
Album Titel: Macrocosmos
Spielzeit: 42:18
VÖ: 15.01.2021
Die Hymnen auf "Macrocosmos" sind anderer Art, doch es sind
welche zu finden. Sci-Fi und der Hauch dunkler Spiritualität –
diesen Ansatz könnte man auch in das Coverbild interpretieren und
beides bleibt in der Musik wahrnehmbar. Fractal Generator betrachten
hier tatsächlich ein großes Ganzes. So haben sie in Feinarbeit
versucht, ihre Ansätze in eine Einheit zu tragen und verschmelzen
ihre Werke kraftvoll in der eigenen Schaffung ihres
Unverwechselbaren.
040118180514, 040114090512 und 102119200914
(so bezeichnen sich die Musiker) technisieren ihre Machwerke an der
einen und mystifizieren sie an der anderen Stelle wieder. Immer
wieder sticht auch eine atmosphärische Note hervor und das Ganze
wird verpackt in bretternde Fulminanz.
Die Arrangements auf
"Macrocosmos" sind ausgewogen und oftmals pfiffig. Breaks, Riffs,
Einspieler: Es gibt eine Menge Abwechslung im musikalischen
Schaffen. Sicher gibt auch dies dem Genrezusatz "Experimentell"
seine Untermalung. Dennoch wirken die Ansätze nicht überzogen,
passen sich gar gut in die bretternden Death-Wellen der Band ein.
040118180514 und 102119200914 teilen sich das Stimmliche. Einige
Growls werden manchmal so "eingeworfen" und dem Hörer
entgegengeschmettert, als wollten sie betören und sich vom
instrumentalen Werk für solche Zwecke abheben. Doch genau das tun
sie nicht. Im Gegenteil, ähnlich wie der musikalische Verlauf sich
Spielereien und neuen Nuancen öffnet, öffnen diese Growls auch neue
Dimensionen.
Auch an Knüppelpassagen fehlt es dem Werk nicht,
ein puristisch zerstörerisches Brutal-Attribut wird mal durch
futuristisch-atmosphärische Klänge, mal durch nicht allzu eingängige
Melodiespuren und mal durch Breaks und Finessen unterbrochen.
Technische Spielereien und Raserei legen sich vielerlei über den
knallharten Brettersound. Auf sich selbst kann man das aber nicht
reduzieren, es wirkt im Zusammenspiel.
Überraschend zeigt
sich "Shadows of Infinity", birgt die Nummer doch einen Anfang
gleich eines Exkurses in andere (Genre)welten. Doch kurze Zeit
später offenbart der Song eine Explosion des Makrokosmos, denn die
musikalische Urgewalt in ihm entlädt sich in allem, was Fractal
Generator auf diesem Album zu bieten haben. Nach dem bedrängend
düsterem Einstig legt sich etwas rhythmische Spielerei auf den
Track, dann erhält er einen ganz leichten progressiven Touch und ein
Anflug von Core-Trance-Gefühlen könnte aufkommen.
Die Herren
bedienen sich auf ihrem zweiten Langspieler einer durchaus
interessanten rhythmischen und strukturellen Songnuancierung. Das
geht stellenweise bis ins Progressive hin. Ihre knüppelharte Mission
verlieren die Kanadier dabei aber nie aus den Augen. Voraussetzung,
dieser Scheibe etwas abzugewinnen, ist dennoch, diesen Einflüssen
gegenüber offen zu sein. Ist das der Fall, ist die Reise in den
"Macrocosmos" des Fractal Generators durchaus ihre Zeit wert.
An mancher Stelle wird das, was die Musiker da produzieren,
etwas Fülle; andererseits liefern die Kanadier aber einen Haufen
lohnenswerter, sehr spannender Momente. Die Kurve zur Dreschgewalt
kriegen sie auf ihrem Album regelmäßig. Die Rhythmusfront prügelt
gern mal alles grün und blau, während die Gitarren und der Bass
treibend nachziehen oder auch mal selbst Riff-galoppierend den Ton
angeben. Dumpfe, kreischende Growls untermalen das
Instrumentenmassaker in gewohnt herrischer und aggressiver Manier
oder tauchen an anderer Stelle das musikalische Flair in sphärische
Dunkelheit. Geliefert werden Death Metal-Momente, in denen das
technische und verspielte, aber auch experimentelle Schaffen immer
wieder die Oberhand gewinnt, doch ebenso darf der geneigte Hörer
sich auf eine erfolgreiche Suche nach klirrenden Frostschüben und
dunkelsten Momenten begeben.
Fazit:
Eine Idee Black Metal,
technische Spielereien und ein klitzekleines µ Nu-Metal, Breaks
verspielt auf den Punkt gebracht, "makrokosmisch" atmosphärische
Momente und hier und da eine Ladung Bombast und dass alles
eingeschlossen in donnernde Death Metal-Attacken. Wenn man hier von
Experimental Death Metal spricht, sind Fractal Generator eigentlich
selbst das Experiment, in dem sie ihre Hörerschaft in dieser kleinen
doch fulminanten von ihnen geschaffenen Welt aufgehen lassen. Sie
entführen den Metalfreund auf eine Reise durch ihr eigenes
musikalisches Schaffen und rütteln dabei feste an dem einen oder
anderen Gerüst, ohne es wirklich zum Kippen zu bringen. Die
erfrischenden Stücke auf "Macrocosmos" haben ihren eigenen Klang und
zerstören jeden Anflug von Langeweile. Wirklich darin aufgehen kann
aber nur, wer sich auf ungewohnte und manchmal sehr technisch
wirkende Ansätze und Kompositionen einlassen kann. Fractal
Generators Grundtenor aber lässt den Death hochleben.
Punkte:
9/10
Anspieltipp: Aeon, Shadows of Infinity, Ethereal
01. Macrocosmos
02. Aeon
03. Serpentine
04. Contagion
05. Chaosphere
06. Shadows of Infinity
07. Pendulum
08.
Primordial
09. Ethereal
040118180514 - Vocals, Bass
102119200914 - Vocals, Guitars
040114090512 - Drums
- Download Review in deutsch
Autor: Swenja