Valravn (FIN) - Prey
Band: Valravn (FIN)
Genre: Black Metal
Label: Primitive
Reaction
Album Titel: Prey
Spielzeit: 40:37
VÖ: 04.12.2020
Das Schönste an dem Job als Redakteur ist es, neue unbekannte
Bands kennenlernen zu dürfen. Und wenn mir nun das Debüt einer
finnischen Black Metal Band namens Valravn in kargem schwarz-weiß
gehaltenen Gewand vorliegt, lässt das natürlich mein
schwarzmetallisches Herz höher schlagen. Dementsprechend waren meine
Erwartungen an "Prey" von Anfang an recht hoch.
Nachdem man
nun von einem akustischen, tristen Intro noch recht sanft in die
kalte Atmosphäre des finnischen Untergrunds eingeführt wird, prügeln
schon von allen Seiten mächtige Riffs, treibende Blastbeats und
keifender Gesang auf einen ein. Valravn glänzt vor allem dadurch,
dass ein jedes Instrument den Platz bekommt, den es benötigt. So ist
beispielsweise schon im langsameren Zwischenspiel des Titels "Throne
Of Blood" ein wunderschönes Wechselspiel aus Gitarren und Bass zu
hören, während das Schlagzeug gekonnt dafür sorgt, dass auch in den
langsameren Parts der Groove nicht verloren geht.
Die
Songstrukturen sind relativ klar gehalten, die einzelnen Tracks
nicht komplett durchkomponiert. Diese wiederkehrenden Motive machen
die Titel recht einprägsam, jedoch aufgrund der nicht
standardisierten Akkordwechsel keineswegs vorhersehbar oder gar
langweilig. Bestes Beispiel hierfür ist die emotional aufwühlende
Melodieführung von "Void", die gepaart mit den absolut authentischen
Screams eine Mischung aus Verzweiflung und Hass vermitteln. A propos
Gesang: Dass der Sänger der Truppe nicht nur einseitig hoch
kreischen kann, zeigen beispielsweise die tieferen Grunts in
"Conjuration", die die schleppende Atmosphäre des Songs
ausdrucksvoll untermalen.
Hin und wieder wird auch mit
Dissonanzen experimentiert, die jedoch nicht wirklich störend
wirken, da der Bass und die Rhythmusklampfe (wie beispielsweise in
dem fetten Riff von "Treachery") ein so massives Fundament bilden,
dass nichts, was darüber passiert, dieses erschüttern könnte.
Nachdem Valravn mit "The Raven" dann noch einmal voll aufgedreht
und den Hörer durch ein dem Intro ähnliches Outro (viel zu früh)
wieder zurück in die Wirklichkeit dudeln, lässt einen das Album
allerdings leider ohne große Erinnerungsmomente zurück. Man weiß
zwar, dass man eine Dreiviertelstunde feinsten Black Metal genießen
durfte, kann sich jedoch an keine Melodien erinnern, die sich
langfristig in den Gehörgang einfräsen.
Der Sound auf "Prey"
ist absolut kalt gehalten. Größtenteils leicht übersteuert, was aber
keineswegs störend ist. Im Gegenteil; verleiht dieser unperfekte
Sound, gepaart mit den nicht immer zu 100 % perfekt gespielten bzw.
intonierten Instrumenten, dem Album ein gewisses Charisma. Als würde
man die staubige Schallplatte einer jungen aggressiven Band anhören,
die mit den Mitteln, die sie hat, in ihrer Garage ihre Musik
aufgenommen hat.
Fazit:
Valravn liefern mit "Prey" ein
bockstarkes Debüt. Es gibt kompromisslos eine Dreiviertelstunde lang
Verzweiflung, Hass und Wut in Form von mächtigen Riffs, groovenden
Rhythmen und gefühlvollen Melodien in absolut authentischem Sound
auf die Zwölf. Ich hoffe, von dieser Band in Zukunft noch sehr viel
geile Musik hören zu dürfen.
Punkte 8,5/10
Anspieltipp: alles
01. Awaken
02. Throne Of Blood
03. Void
04. Conjuration
05. Evoke The Fire
06. Illustration
07. Enchained
08.
Treachery
09. The Raven
10. Outro
unbekannt
- Download Review in deutsch
Autor: Sepp