Varde - Fedraminne
Band: Varde (N)
Genre: Black / Folk Metal
Label: Nordvis
Produktion
Album: Fedraminne
Spielzeit: 59:24
VÖ: 27.11.2020
Schwermütig, sinister und mystisch. So kündigt sich das erste
vollwertige Album "Fedraminne" der norwegischen Band Varde in seinem
Opener "Kystbillede Del I" an. Mit steten tiefen Tönen legt ein
Klavier den Teppich für eine melancholische Melodie, in die nach
einiger Zeit klarer, kräftiger Gesang einstimmt. Schließlich
dominieren verzerrte Gitarren und Drums das Geschehen. Sehr
vielseitig überzeugen die Gitarren, mal leicht verrauscht mit länger
stehenden Tönen, mal mit kurz angeschlagenen Akkorden. Die Drums
sind schon allein von der Lautstärke zunächst etwas hintergründiger,
bilden dabei aber ein sattes Fundament. Plötzlich kippt dann die
Stimmung des Songs und das Tempo wird angezogen. Auch der Gesang
kann überzeugen; als Klargesang, genauso wie mit aggressiven Growls
und Screams. Er drängt sich dabei nie in den Vordergrund, sondern
fädelt sich nahtlos ein und unterstützt damit den Aufbau einer
dichten Atmosphäre, die wahrlich die Stärke des Trios darstellt.
Die Songs sind überraschend abwechslungsreich. Während "Halvdan
Svarte" mit stampfenden Rhythmen eher brachial daherkommt, ist
"Forbundet" wieder melodiöser und beinahe schon als filigran zu
bezeichnen. Highlight ist das Instrumentalstück "Fedraminne". Eine
mit Hall unterlegte Gitarre legt zuerst mit tieferen Arpeggios den
Grundton, auf den sich eine Erzählerstimme und kräftiger, kehliger
Gesang setzen, um letztlich mit höheren, klaren Tönen alles noch
zusätzlich zu mystifizieren. Hier wird (so kitschig es auch klingen
mag) zum Träumen angeregt. "Skuld" bricht damit wiederum völlig und
entpuppt sich als ein Stück Electronica, beherrscht von röhrenden
Synthisounds, die letztlich in eine ruhige Sequenz mit rhythmischem
Kettenrasseln mündet. Der giftig vorgetragene Text tut sein Übriges.
An Genregrenzen scheiden sich die Geister, aber ich möchte
dennoch erwähnen, dass ich nicht nachvollziehen kann, warum es sich
bei diesem Album um Folk Metal handeln soll. Der Black Metal hat
natürlich unterschiedlichste Blüten getrieben und davon wird es wohl
am ehesten der Atmospheric Black Metal sein, in den man das Folkige
hineininterpretiert hat. Damit wird das Album nicht schlechter oder
besser, aber interessierte Hörer und Hörerinnen sollten sich dessen
bewusst sein.
Fazit:
"Fedraminne" bleibt als vielseitiges,
kurzweiliges Hörerlebnis im Kopf. Selbst zwölfminütige Tracks
behalten über die gesamte Dauer ihren Reiz. Verschiedene Geschmäcker
können hier etwas für sich entdecken und die dichte Atmosphäre lädt
dazu ein, das Album auch mal zur Berieselung einzulegen.
Handwerklich gut verarbeitet und individuelle Innovationen lassen
mir kaum eine andere Wahl, als dem Album verdiente zehn Punkte zu
geben. Das hier ist nicht nur etwas für eingefleischte Fans.
Punkte: 10/10
Anspieltipp: alles
01. Kystbillede Del I
02. Halvdan Svarte
03. Forbundet
04. Et Gammelnorskt Herresaede
05. Fedraminne
06. Skuld
07.
Koll Med Bilen Del I
08. Kystbillede Del II
Koll - Vocals, Percussion, Horns
Nord - Guitars, Bass, Keys
Dar'n - Drums
- Download Review in deutsch
Autor: Felix