Streams Of Blood - Erløsung
Band: Streams Of Blood (D)
Genre: Black Metal
Label: The Hidden
Art
Album Titel: Erløsung
Spielzeit: 43:52
VÖ: 29.10.2020
Die am 29. Oktober erscheinende Platte "Erløsung" ist die
insgesamt vierte Full-Length Scheibe der hessischen Schwarzmetaller
Streams Of Blood. Das neueste Werk konfrontiert den Hörer durchaus
mit roher Aggressivität und schmettert seine Weltablehnung nur so
mit tiefer Abscheu in die Ohren des geneigten Genrefreundes. Doch
bald schon muss ein jeder registrieren: "Ah, die können noch mehr" –
und wollen das offensichtlich auch deutlich machen.
Streams
of Blood kratzen mit dem Tenor auf "Erløsung" musikalisch an die
zweite Welle des Black Metals, worin sie als solches keine
revolutionären Pfade betreten. Aber dieser Tenor bricht auf dem
Album kontinuierlich auf und offenbart eine konträr verlaufende
weitere Linie. Ob unterschwellig im Backgroundgeschehen oder ganz
offensichtlich als rockendes Riff, chaotisch überlagernde und
vorwärtsprügelnde Strukturen bersten auf und formen sich zu durchaus
klaren und eingängigen Elementen. Geschmeidige Riffs sorgen so hier
und da für ein Überraschungsmoment.
Recht plötzlich brechen
sich untermalende Melodiestränge bahn und geben einen Nanomoment der
harmonischen Sicherheit, der trügerisch bleibt. Denn Streams Of
Blood wären wohl nicht sie selbst, wenn sie diese allzu glatte
Wirkung nicht an anderer Stelle gleich wieder zerstören würden. Zu
sehr brechen sie also nicht aus ihrer Linie aus und erobern sich das
Chaos stets schnell zurück.
Auch die immer mal wieder tragend
durch einen Song führenden Drums überholen sich mit Regelmäßigkeit
selbst, trommeln sich aus den Mid-Beats und mit aggressiven
Blastbeats weiter durch die Klangmeuterei. Phasenweise bringen die
schwarzmetallischen Musikmacher ein fast schon freundlich wirkendes
Beatkonstrukt in ihre Mid-Tempo-Attacken und die Kampfknüppelei.
Letzteres ist, was uns zig Black Metal Bands in meisterlich
huldigender Vollendung mit entsprechender Vehemenz präsentieren und
was Streams Of Blood auch durchaus zu liefern wissen. Ersteres
hingegen ist der Schatten ihrer Eigenmacht, der sich manchmal groß
erhebt, hier und da aber noch zu wenig Licht zur Ausformung seiner
Präsenz findet.
Ein Wechselspiel der Elemente, dem sich auch
die Saiteninstrumente fließend fügen, präsentiert der Song "Nychts".
In seiner eigenen Streams Of Blood-nuancierten Vielseitigkeit
schreit er danach, diesen Pfad bequem zu betreten, die Ranken des
Urwuchses zu zerhäckseln und auf der befreiten Schneise frische
"Streams of Blood" zu hinterlassen. Es hat etwas von widriger
Herrlichkeit, wenn Thymos sein Finstergekreische in unnormale Längen
zieht oder auf dem Wahnsinn anmutende Weise auskostet. Überhaupt ist
seine Stimme astrein. Ein verdorben brutales Gekreische, in welchem
Thymos seine hasserfüllten Vibes sogar noch nuanciert. Wenn er am
linienführenden Bass, den drängenden mal wilden und mal relativ
sortierten Gitarren und Kollege Terrorin mit seinem Drumworks das
Ganze dann noch in ein teils finster durchschlagendes und teils
lethargisch drohendes Soundgewand packen, verliert die Welt ihre
Behaglichkeit und öffnet die Tore zu puren, dunklen Energieschauern.
Ein Sätzchen noch zur Produktion der Scheibe. Diese wirkt
nämlich recht dumpf, was der Musikalität von "Erløsung" an der einen
oder anderen Stelle entgegenkommt, insgesamt aber doch etwas
übertrieben wirkt. Ein derartiges Profil erwarte ich eher auf einer
Death Metal-Scheibe. Es wäre schön, wenn gerade die
Hintergrundstränge mehr Entfaltung fänden könnten, was die
vorherrschenden Tiefen aber oft ein wenig untermauern.
Fazit:
Das Album offenbart ebenso chaotisch-preisende Momente, wie
Linearität in einigen Ansätzen. Streams Of Blood wagen sich auf
ausgetretenen Pfaden tief in den Dschungel, nur um sich in der Tiefe
dann mit ihren stählernen Weltvernichtungsschwertern neue Seitenwege
zu erkämpfen. Die Stimmung auf "Erløsung" bricht das Wortversprechen
und schmettert die Pein nur so heraus - drückend, anklagend,
rücksichtslos und auf Angriff gepolt. Einige Musikläufe wirken
getrieben und forcieren die Stimmung auf diese Weise erbittert. Zum
Beatgeflecht im Mid-Tempobereich gesellen sich aggressive Blastbeats
und harte Knüppelparaden. Auch die Gitarren- und Bassarbeit lehnt
sich dann an die zweite Black Metal Welle an. Trotzdem kopieren
Streams Of Blood hier nicht fad, sondern überraschen kontinuierlich
mit nahezu eingängigen Riffmomenten und linearen Melodieläufen. Eine
insgesamt ausgewogene Mischung, der man gerne und lange lauscht. Nur
die zu dumpfe Produktion lässt hier und da zu wünschen übrig, weil
einige Stränge in ihrem Sog
zu sehr untergehen. Trotzdem:
Kaufempfehlung von mir!
Punkte: 9/10
Anspieltipp:
Freitodmaschine, Nychts, Pigture
01. Freitodmaschine
02. Declaration
03. Die Ablehnung (Das
Opfer)
04. Nychts
05. Days Of Immortality
06. The Complex
07. Pigture
08.The Herd
Thymos - Vocals, Guitars, Bass
Terrorin - Drums
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Autor: Swenja