Khôra - Timaeus

Band: Khôra (D / IRL)
Genre: Black / Death Metal
Label: Soulseller Records
Album: Timaeus
Spielzeit: 40:28
VÖ: 17.04.2020

Khôra - Timaeus

Drei aufgezählte Mitglieder, die jeweils an mehreren Instrumenten tätig sind, unzählige Gastmusiker - ich habe mit Khôra wohl eine Band erwischt, die eher als Projekt zu bezeichnen ist. Aber oft genug verbergen sich hinter solchen unkonventionellen Konstellationen ja auch musikalische Perlen.

"Timaeus" ist das Debütalbum dieser Formation, dem vereinzelte Demosongs vorangingen. Mittlerweile gehört es ja fast zum guten Ton, dass ein Album mit einem Instrumentalstück eröffnet wird. In "Aether" wird mit düsteren Synths und Samples eine Atmosphäre aufgebaut, die sich als sinister umschreiben lässt. Zum Ende hin erklingen auch Gitarren, die wohl zum nächsten Song überleiten sollen, aber der Übergang ist alles andere als flüssig. Um des Hörers willen hoffe ich, dass dies nur an meinem Rechner lag, aber selbst, wenn die Songs bündig aneinandergereiht wären, scheint mir die Komposition und der harte Wechsel von klaren auf verzerrte Gitarren nicht ganz stimmig zu sein.

"Noceo" hat extrem viel Power und wartet mit Blastbeats und für Black Metal typischen Gitarrenriffs auf. Im Hintergrund begleitet eine Gitarre dieses Feuerwerk mit leicht atonalen Arpeggios und der gegrowlte Gesang verstärkt dieses schiefe Klangbild noch mit seinem hohlen Charakter. Der folgende Song "L'Annihilateur" bricht direkt wieder mit dem Vorangegangenen und bietet dem Hörer mit einem zunächst ruhigen Intro und Dreiviertel-Takten ein eher beschwingtes Hörerlebnis. Hier besticht Khôra mit starkem Gesang, der diesmal eine Mixtur aus cleanen Vocals und Screams ist.

An dieser Stelle offenbart sich auch die Schwierigkeit, den Sound dieses Albums zu beschreiben. Es ist ein Flickenteppich. Jeder Song hat seine Eigenarten, was auch daran liegt, dass jeweils verschiedene Musiker daran gearbeitet haben. Um möglichst alle abzudecken, muss ich es allgemein halten: Der Sound entspricht insgesamt eher dem Black Metal. Wenig Tiefen in den Instrumenten, die Mitten und Höhen kommen mehr zu Geltung. Handwerklich wurde aber äußerst präzise und sauber gespielt. Die Synths füllen beinahe jede Lücke der Arrangements auf und verleihen den Songs tatsächlich mehr Macht, indem sie Raum einnehmen. Der Gesang besteht hauptsächlich aus Growls, bereichert die Songs aber ungemein zu jedem Zeitpunkt, in dem clean gesungen wird.

Im weiteren Verlauf des Albums scheint es gleichzeitig eine Stärke, als auch eine Schwäche zu sein, dass die gleichen Riffs sehr lange gehalten werden. Es entsteht eine sehr dichte Atmosphäre, aber diese erschöpft sich auch, weil sie zu monoton ausgespielt wird. Man freut sich über jedes Bisschen an Abwechslung, dass einem geboten wird. Dies gilt vor allem für "Existence", aber auch für "Sempiternal" und ein Stück weit für "Roe Too Noo (Flow Of The Mind)". Zum Ende hin können "The Purge“ und "The Occultation Of Time" noch ein wenig Diversität einfließen lassen. Letzteres durch gemächlichere Passagen, in denen die Drums nicht unentwegt alles zu Tode knüppeln und den Synths und vor allem auch dem Gesang Raum lassen, um die Atmosphäre in ein neues Licht zu rücken und neue Facetten zu zeigen. "Void" schlägt durch sein experimentelles Flair komplett aus der Art, aber bietet im Zusammenhang des ganzen Albums einen runden Abschluss und ein schönes Hörerlebnis.

Fazit:
Der Begriff "Flickenteppich" trifft es einfach am besten. Der rote Faden, der den Hörer durch das Album führt, ist kaum vorhanden. Es lassen sich bestimmt Fans dieser Musik finden und ich selbst habe zum Beispiel in "L'Annihilateur" einen Song gefunden, den ich gerne mal wieder anhören werde. Auch "Existence" hat es in die Anspieltipps geschafft, einfach weil man sich mit diesem Song ein gutes Bild von "Timaeus" machen kann. Ich würde generell jedem ein Probehören empfehlen, denn man benötigt schon ein offenes Ohr für diese Soundkulissen voller Ambiente, ansonsten wird man eher enttäuscht.

Punkte: 5/10

Anspieltipp: L'Annihilateur, Existence

Tracklist

01. Aether
02. Noceo
03. L‘Annihilateur
04. Harvesting Stars
05. De Vetus Ad Novum
06. Roe Too Noo (Flow Of The Mind)
07. Sempiternal
08. Existence
09. The Purge
10. The Occultation Of Time
11. Void

Lineup

Kranos - Vocals
Oleg - Vocals, Guitars, Drums, Keyboard
Lars - Vocals, Guitars, Bass, Drums

Guest Musicians:

Arnhwald - Vocals
Frédéric A. Gervais - Vocals
Vicotnik - Vocals
Boeddelen - Vocals
B.R. - Vocals
James Benson - Guitars
Syndrone - Guitars, Keyboard
Erlend Antonsen - Keyboard
Henri Sorvali - Keyboard
Johan Havås - Keyboard
A. Simonen - Keyboard

Informationen