Tulus - Old Old Death

Band: Tulus (N)
Genre: Black Metal
Label: Soulseller Records
Album Titel: Old Old Death
Spielzeit: 31:11
VÖ: 06.03.2020

Tulus - Old Old Death

Tulus-Scheibe rein, Play gedrückt und los kann's gehen! Okay, das ist… hmm, überraschend! Acht Jahre liegen zwischen dem Longplayer "Olm og bitter" und "Old Old Death". Zeit, in der die norwegischen Herren ihren musikalischen Output auf den Kopf gestellt haben. Spuren davon waren auch auf "Olm og bitter" zu entdecken, aber in einem weitaus düstererem und unterschwelligerem Gewand.

Black Metal?! Der erste Eindruck des Albums erinnert auch an ganz andere Größen. Ein wenig Schwermut offenbart sich groovig. Nein! Kein Paradoxon, hört selber rein! Schnell kommt man der Sache näher – ein bisschen First Wave of Black Metal bricht sich über allem Bahn. Allerdings nicht in gewohnter Konstante, denn ein groovender Bass alleine schafft es, dem Ganzen ein extravagantes "Gute-Laune-Moment" zu verleihen.

Trotz dass die Wurzeln des Black Metals nicht zu leugnen sind; Tulus bieten eine ebenso fantastische wie verstörende Verschmelzung musikalischer Elemente, in einem Genre, gegründet zu einer Zeit und aus einem Land stammend, wo keine musikalische Spielerei ihrer Neukreation ferner hätte liegen können. Manchmal ist es nur das etwas gedrosselte Tempo, dann die eingängigen Riffs, so ziemlich immer der Groove, was Tulus ein verändertes Gewand gibt. Blodstrups düstere und böse Stimme ist eine wunderschöne, wie auch aggressive Konstante. Doch die klassische, schwerverdauliche schwarzmetallische Kost wird stringent unterwandert. Tragende Rhythmik wechselt sich mit fast schnittigem Groove ab. Gerade der groovende Bass bildet fast immer die verbindende Linie. So komme ich nicht umhin, zuzugeben, dass die drei Herren da irgendwas Fesselndes kreieren. "Groove-Black-Metal" könnte man es tönen lassen. Tulus haben sich über die Jahrtausendwende dahin entwickelt, wo sie heute sind. Wem der Stil, der sich in" Old Old Death" gipfelt, zusagt, sollte auch mal in ein paar Khold Werke hineinhören. Es mag sicher an der nahezu identischen Verstrickung beider Bands liegen, aber Parallelen dürfen gezogen werden.

Fazit:
Glaubt es oder nicht, je mehr ich dieses Album höre, desto erstaunter bin ich, wie gut es funktioniert. Die Black-Metal-Komponente ist nicht zu leugnen, aber dieser Groove katapultiert das Musikgeflecht in überraschende Sphären. Die Mixtur ist durchaus gekonnt. Ich kann das Ding analysieren wie ich will, letztlich kommt es auf den einzelnen Hörer an, ob die Scheibe gefällt. Wer gerne genretypisch und wurzelnah düsterchaotisch unterwegs ist, wird mitunter einen nicht wiedergutzumachenden Akt der Verstümmelung proklamieren. Wer auf der Suche nach neuen Hörnuancen ist, wird begeistert aufschreien. Wer sich im Mischverhältnis dieser beiden Extreme tummelt, wird immer noch positiv überrascht.

Eine Punktevergabe fällt mir unglaublich schwer. Der Eindruck, der losgelöst von allem bleibt, ist positiv. Deshalb gebe ich die 8. Für eine gelungene Überraschung mit interessanten Aspekten, den Mut, Grenzen zu durchbrechen und trotzdem ausgefeilte Kompositionen zu liefern, aber doch auch noch einigen Platz nach oben zu lassen. Dieses Album kann durchaus richtig Spaß machen! Aber bitte! Bitte löst euch von Grenzen im Kopf, bevor ihr übermütig den Play-Knopf bedient. Diese Scheibe braucht eines: MUT!

Punkte: 8/10

Anspieltipp: Jord, Flukt, Grunn Grav

Tracklist

01. Hel
02. Jord
03. I Havet Hos Rån
04. Flukt
05. Folkefall
06. I Hinmannens Hånd
07. Grunn Grav
08. Ild Til Mørkning
09. Villkjeft
10. In Memoriam

Lineup

Blodstrup - Vocals, Guitars
Crowbel - Bass
Sarke - Drums

Informationen