Gateway To Selfdestruction - Sanctus : Mater : Scortum
Band: Gateway To Selfdestruction (D)
Genre: Atmospheric Black
Metal
Label: Northern Silence Production
Album: Sanctus : Mater :
Scortum
Spielzeit: 57:12
VÖ: 21.02.2020
Black Metal; kalt, roh, brutal und aggressiv. Ja so war das
damals, als die dunkle schwarze Musik Einzug in die Metalwelt hielt.
Die ganzen Sub- und Subsub-Genres, welche später folgten, wurden
anfangs belächelt und als albern oder als Geltungssucht abgetan.
Doch auch diese haben sich etabliert und mittlerweile gibt es wohl
kaum ein anderes Metalgenre, was mehr Subgenres inne hat als der
Black Metal.
Wenn dann eine Band daherkommt, die viele dieser
Subgenres verarbeitet und dabei genauso Old-School wie auch modern
klingt, ohne dabei auch nur den Hauch einer Spur von den schwarzen
Wurzeln abzuweichen, dann dürfte fast jeder Black Metaller zufrieden
sein. Gut, jedem kann und will man es auch nicht recht machen.
Auf jeden Fall sind die Zwickauer Gateway To Selfdestruction
genau eine solche Band. Sie vereinen auf ihrem zweiten Album
"Sanctus : Mater : Scortum", welches euch ab 21. Februar beim
Händler eures Vertrauens erwartet, scheinbar spielerisch den rohen
Black Metal mit dem Depressiven, dem Atmosphärischen, dem
Brachialen, dem Ambienten und nicht zuletzt mit dem Progressiven.
Letzterer sorgt immer wieder an der einen oder anderen Stelle für
kleine Aha-Momente. Auch der Abwechslung, welche eh schon recht groß
ist, sind diese progressiven Züge sehr zuträglich.
Da es sich
bei "Sanctus : Mater : Scortum" um ein Konzeptalbum handelt, werde
ich jetzt auch nicht auf einzelne Songs eingehen. Hier kommt wieder
mein Spruch "das Album muss am Stück gehört werden", nur so
funktioniert es genau so, wie die Band es sich gedacht hat.
Schließlich wird hier eine Geschichte erzählt und da fängt man nicht
mittendrin an.
Lyrisch geht es, grob angerissen, in dieser
Geschichte um den Machtkampf zwischen Mutter und Kind, in einer
Umgebung, die geprägt ist von der psychischen Erkrankung der Mutter
und deren zerstörerischem Verhalten. Aber auch um die Rollen, in die
sie schlüpft und in denen sie für den Außenstehenden als liebevolle
Mutter erscheint. Und nicht zuletzt ihr Versuch auszubrechen, um die
"gute Seite" zu erobern. Der Albumtitel lässt da schon einiges
erahnen. Sich hier mit den Lyrics zu befassen, ist ganz wichtig, das
erhöht die Wirkung des Ganzen um einiges.
GTS erzeugen auf
"Sanctus : Mater : Scortum" eine unglaubliche Klangdichte und
verknüpfen dabei die musikalische und lyrische Seite perfekt.
Flirrende Gitarren gibt es hier genauso wie sägende Riffs, einen
Bass, der hörbar, aber dezent ist, um die Kälte in der Musik nicht
zu erwärmen, und auf der anderen Seite gibt es auch monotone
Momente, genauso wie feine traurige Melodien. Die progressiven
Momente arten dabei nie in Chaos aus, sondern spiegeln einfach das
Durcheinander in der "Borderline"- Welt der Protagonistin wider. Die
Drums scheppern mal kalt und blechern, mal dunkel, schwer und
druckvoll, dann wieder rasend mit Volldampf und nicht zuletzt als
druckvoller Taktgeber. Hut ab!
Was auch beeindruckend ist,
ist die Atmosphäre, die hier immer wieder erzeugt wird, und das ohne
auch nur einmal ein Keyboard einzusetzen. Bis auf ein paar Samples
ist hier alles handgemacht. Auch das Cello in "Mirrors" ist echt und
wurde von der Ferndal Cellistin Lestaya eingespielt. Beeindruckend
sind auch die Vocals von Mara, sie versteht es auf bemerkenswerte
Weise, die Emotionen bzw. die geistige Verfassung der Protagonistin
auszudrücken. Natürlich alles im Zusammenspiel mit der Musik. Da ich
durch persönliche Erfahrung mit dem Thema vertraut bin, muss ich
sagen, vor allem diese Gefühlsausbrüche von" ganz ruhig entspannt"
in diese "von 0 auf 100 in einer Sekunde"-Welt werden hier sehr gut
in Szene gesetzt. Großartig. Beeindruckend ist auch, wie sie ihre
kalten, verzweifelten Schreie in bester Depressive Black Metal
Manier durch die Songs schmettert.
Die Produktion und der Mix
stehen der musikalischen und lyrischen Seite in nichts nach und sind
für dieses Album einfach perfekt ausgefallen, genau wie auch das
Coverartwork, welches die Gefühlswelt der Protagonisten als eine Art
mehrgesichtige Maske zeigt.
Fazit:
"Sanctus : Mater :
Scortum" ist ein ausgeklügeltes Black Metal-Album, welches
verschiedene Stilrichtungen miteinander verbindet und eine
Geschichte erzählt, welche sich hinter jeder Tür in unserer
Nachbarschaft abspielen könnte. Facettenreiche, ausdrucksstarke und
emotionale Musik mit hoher Klangdichte. Eine knappe Stunde feinster
deutscher Black Metal, der berührt und mitreißt! Gateway To
Selfdestruction haben sich mit ihrem zweiten Album schon jetzt ein
Denkmal gesetzt, aber auch eines erschaffen, an dem sie sich in
Zukunft messen lassen müssen.
Punkte: 10/10
Anspieltipp: alles
01. Void
02. The Red Thread
03. Dark Poetry
04. Negata
05. Mirrors
06. Negative Circles
07. Utopia
Mara - Vocals, Samples
Mortem - Guitars
Abryss - Guitars
Chual - Bass
R.K - Drums
Guest Musician:
Lestaya
(Ferndal) - Cello in Mirrors
- Download Review in deutsch
Autor: Thomas