Verthebral - Abysmal Decay

Band: Verthebral (PY)
Genre: Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
Album Titel: Abysmal Decay
Spielzeit: 41:25
VÖ: 27.12.2019

Verthebral - Abysmal Decay

Verthebral schmettern am Anfang ihres neuen Albums ordentlich los. "Ancient Legion" heißt der erste Song auf "Abysmal Decay", mit dem uns die paraguyanischen Death-Metaller zum Jahresende nochmal entzücken wollen. Und der Anfang gefällt!

The "Art of Perversion" folgt nach und ist ein ganz annehmbarer Song mit Tempowechsel und einem ordentlichen Break. Aber das dermaßen gekünstelte Frauengeheul, welches dem Hörer dabei um die Ohren geschmissen wird, passt nicht mal zum Titel und stellt für mich einen Griff ins Klo dar - und zwar ins dreckige. Das geht mal gar nicht. Was denkt man sich dabei - oder besser gefragt: Wie fies muss der Trip sein? Es ist schade, dass so ein Einschnitt den Hörgenuss derart derbe unterbrechen kann. Wie vielfältig wäre der Song doch ohne dieses Geheul!? Denn wie auf der ganzen Scheibe zu vernehmen, können Verthebral glücklicherweise Ohrwurm-Material liefern, das trotz aller Eingängigkeit nicht an Härte einbüßt. Es wird mit Stil in die Saiten gehauen, das Schlagzeug malträtiert und die dazu zu vernehmenden Growls sind schön tief und passend. Auch eine Reihe bedachter Tempowechsel sind stets präsent. Da machen die klassisch angehauchten Verthebral alles richtig!

Bis zum Ende des Albums werden dem Todesmetallliebhaber ordentliche Riffs um die Ohren gehauen. Da stimmt das gewünschte Gesamtpaket. Ein kleines Aber dennoch: Auf Dauer wirkt mancher Song etwas ermüdend. Trotzdem darf man den Südamerikanern klare Attribute verpassen: Brutal, zündend und straight. Sehr zu begrüßen sind auch klitzekleine Details, die sich unauffällig aber sauber in die Songlinien einfügen. Ein Beispiel wäre das dreckige, untergründige Lachen bei Minute 4:24 im Song "Abscence Of A God".

Eine kleine Notiz zu "Isolation Room"; der Song entwickelt sich völlig anders, als die kleine Beat-Sequenz zu Beginn erwarten lässt. Später verliert der Song etwas an Linie, was bei den Paraguyanern ab und an auffällt. Deswegen beschert uns das ganze Album auch holprige Momente und kleine Hörstolperfallen mit dem Ergebnis, abgehackt wirkender Passagen.

Verthebral schaffen immer wieder Elemente auf der Scheibe, die schwer zu hören sind. Ist das gut oder schlecht? Das Kuriose ist, das es an einigen Stellen ebenso fantastisch klingt, wie der unbequeme Hörgenuss dann auch wieder unpassend wirkt. Diese Stellen hätten etwas weniger sein können, aber das ist kein grundsätzlich schlechtes Kriterium für "Abysmal Decay". Richtig gute Songbeispiele sind "Coronation of Envy" und "My Dark Existence". Während dem knüppelharten Hörer bei ersterem richtig was in aller Feinheit geboten wird und der Song stimmig wirkt, lädt "My Dark Existence" in dunkle Parallelwelten ein. Ein rasendes Double-Bass-Inferno trifft hier auf düster-tragende Riffmelodien und Christian Rojas dämonische Growls. Die Drum-Finesse gilt es auch noch zu loben, besonders bei "Sweet Home Illusion" geben die Beat-Strukturen dem Songkonstrukt eine positive Spannung.

Fazit:
Eine ehrliche und fundierte Scheibe mit Lieblingsstücken und kleinen Haken. Die Aufnahmequalität der Scheibe ist nicht zu ausdifferenziert und verleiht ihr daher einen leicht unsauberen Charme, was aber Anhängern der traditionellen Extreme alles andere als aufstoßen dürfte. Das Zusammenspiel ist insgesamt recht gut, nur an einigen Stellen schwächeln die Übergänge. Trotz einer klaren Positionierung für das althergebrachte Spiel locken die vier Paraguyaner mit einem Hauch frischen Wind, den vielleicht das südamerikanische Temperament mitbringt. Schlecht ist definitiv kein Song, wirklich überragend sind aber auch nur wenige Momente. Die daraus resultierende Mittelklasse aber wäre ein Ergebnis, das dem Album keineswegs gerecht würde! Deswegen gehört "Abysmal Decay" zu den ordentlichen Scheiben, die man sich gönnen sollte und die die eigene Sammlung mit wirklich tollen Ansätzen und traditionsbewusstem Geknüppel erweitern.

Punkte: 8/10

Anspieltipp: Abysmal Decay, Coronation of Envy, My Dark Existence

Tracklist

01 Ancient Legion
02. The Art Of Perversion
03. Abysmal Decay
04. Isolation Room
05. Coronation Of Envy
06. Absence Of A God
07. Sweet Home Illusion
08. Obsidian Tears
09. My Dark Existence
10. Testimony Of Hate

Lineup

Christian Rojas - Vocals, Bass
Daniel Larroza - Guitars
Alberto Flores - Guitars
Denis Viveros - Drums

Informationen