Krater - Venenare
Band: Krater (D)
Genre: Black Metal
Label: Eisenwald
Album
Titel: Venenare
Spielzeit: 49:14
VÖ: 15.11.2019
Gleich mal vorweg: Black Metal ist inzwischen ein weites Feld mit
mehr Vielfalt, als in diesem Genre auf den schnellen Blick zu
erwarten wäre. Irgendwo zwischen schreiender Boshaftigkeit, fein
justiertem metallischen Geknüppel, dunkler Melodik und einer Spur
theatralischen Mysteriums finden Krater ihre Position mit
"Venenare".
Der Opener prasselt so vor sich hin, macht mit
ein paar verträumt eingeworfenen Gitarrenklängen neugierig und
entführt kurzzeitig in filmische Sphären. Der Übergang zum ersten
Komplettsong des Albums ist etwas holprig, aber plötzlich sind sie
auch schon da, die prügelnden schwarzmetallischen Töne – Willkommen
in der Welt von Krater. Kraftvoll mischen sich Abortios, von einer
Spur Wahnsinn durchzogenen Schreie, in eine gekonnt treibende
Saitenspiel-Finesse, die noch dazu von gnadenlosen Drum-Feuern
untermalt wird.
Von Anfang an interagieren die Musiker im
Wechselspiel zwischen dem beherrschten Chaos des Schwarzmetallischen
und forschen melodischen Parts. An der einen oder anderen Stelle
werden dadurch Brachialgewalt und verträumte Dunkelromantik zu einer
unheilvollen Einheit wie Pech und Schwefel vermischt. Auch
Tempowechsel, choral anmutender Gesang, Sprechparts und kleine
Anleihen aus anderen stahlverwandten Genres sind auf "Venenare" zu
vernehmen. Krater können sich diese Abwechslung leisten und schaffen
durch das Auskosten der unterschiedlichen Schattierungen eine
Spannungskurve genau zwischen Tradition und Moderne, ohne eine der
Seiten zu überreizen. Den schwarzen Faden des Albums geben die Jungs
nicht aus der Hand. Sie schaffen einen leichtfertigen Wechsel
zwischen krachend rasenden Tracks wie "Prayer For Demise" und
düster-atmosphärischen Momentaufnahmen, die "Zwischen den Worten"
oder auf seine Weise auch "Atmet Asche" wiedergibt. Vom Titel "Atmet
Asche" bin ich übrigens sehr begeistert – ein schöner Song mit
deutschem Text. Klingt in der Krater-Manier wunderbar. Aber auch
"Stellar Sparks" entwickelt eine schöne Eigendynamik.
Die
Saitenschwinger erzeugen auf "Venenare" eine stete und druckvolle
Atmosphäre von treibender und düsterer Kraft, während die Drums
zwischen Kanonen feuernden Arschtritten und eiskalten Schlagrhythmen
das Gesamtmusikkonstrukt jeweils auf die Spitze treiben. Dass
Abortios Stimme über dem Ganzen aus den Untiefen einer
schwarzmetallischen Seele stammt, versteht sich dabei von selbst.
Ein sauberes Zusammenspiel, so heiß wie die Temperaturen im
Höllenfeuer.
Ein kleines Schmankerl auf dem Album sind die
zig Variationen, mit denen die Songs eröffnen. Vom einladenden
Gitarrenspiel, über leicht an Doom erinnernde Melodieläufe, bis hin
zum schaurig-schönen Gesangspart ist alles dabei. Wie so oft steckt
der Teufel gern im Detail und Krater bescheren dem Hörer ziemlich
viele teuflische Details. Auch nach mehrmaligem Hören von Venenare
bleibt noch Raum für neue Hörperspektiven. Diese Scheibe gehört
nicht zur Kategorie jener Alben, die erst Begeisterung entfachen um
dann Stück für Stück in sich selbst zusammenzufallen. Dieses Album
lebt von seiner mannigfaltigen Entfaltung.
Fazit:
Zu den
Black-Metal-Wurzeln kommen hier viele Einflüsse hinzu, die dem Album
eine eigene Note geben und trotzdem nicht das Gefühl vermitteln,
planlos in anderen Gefilden gefischt zu haben. Nahezu alle Elemente
fügen sich in die Spielweise der Herren und ihre Songstrukturen
nahtlos ein und überraschen mit fließenden Klängen. Gern darf es das
nächste Mal ein bisschen chaotischer, eine Spur disharmonischer und
unbequemer werden – aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau.
Genrebetitelung hin oder her: Gefallen soll es! So oder so. Und das
tut’s. Ja, Krater liefern hier ein ordentliches Stück Musikgenuss.
Vielfalt findet sich innerhalb der Songstrukturen und auch innerhalb
des Albums, dennoch entwickelt sich jeder Ansatz selbstständig fort
und führt letztlich wieder zum "Krater-Faden", dessen Wurzeln
schwarzmetallisch sind.
Punkte: 9/10
Anspieltipp:
alles
01. Eruption
02. Prayer For Demise
03. Zwischen den Worten
04. Stellar Sparks
05. When Thousand Hearts
06. Atmet Asche
07. No Place For You
08. Darvaza Breeds
09. Wasted Carbon
Abortio - Vocals, Bass
Ibbur - Guitars
3E.3 - Guitars
Z.K. - Guitars
Shardik - Drums
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Autor: Swenja