Paganizer - The Tower Of The Morbid

Band: Paganizer (S)
Genre: Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
Album Titel: The Tower Of The Morbid
Spielzeit: 38:19
VÖ: 01.11.2019

Paganizer - The Tower Of The Morbid

Man hört es ihnen an, die alte Schule. Mit ihrer Schnörkellosigkeit donnern Paganizer geradewegs hinein in die Extrem-Metal-besessenen Eingeweide. Typisch schwedisch eben. Mit "The Tower Of The Morbid" wollen Paganizer ein weiteres Stück ordentliche Death-Metal-Kultur abliefern. Überzeugt die neue Scheibe auf ganzer Linie?

Sirenengeheul läutet das Album ein. Soll ich flüchten oder der Dinge harren? Doch dies ist nur ein kurzzeitiger Gedanke, denn plötzlich prügeln sie los, die vier schwedischen Todesmetaller. Kopf und Mitbegründer Rogga Johansson ist ja so eine Art Band-Nomade, der nirgends und überall zuhause ist und definitiv überall seine Spuren hinterlässt. Nun ist er wieder bei seinen heimischen Wurzeln angekommen, mit den Herren von Paganizer zusammen schafft er stets ordentliche Musik, ohne dabei auch nur die Spur einer Revolution anzuzetteln. In recht traditionellem Gewand gekleidet offenbaren sich die Anfänge von "The Tower Of The Morbid". Man muss es den Nordmännern lassen, dass man sich unumwunden angekommen fühlt in ihrem Death-Metal-Kampfdschungel.

Es erweist sich als glückliche Entscheidung weiterzuhören: Der Einstieg mit "Flesh Tornado" ist durchaus hörenswert, doch toppt sich das mit dem nachfolgenden "Apocalypse Writing" noch. Einmal eingestimmt, hat man jetzt so richtig Lust, Mauern einzuschlagen und auf dem Weg dorthin auch noch Kleinholz aus den im Weg stehenden Möbeln zu machen. Ernsthaft; die Energie packt einen und lässt einen beinah frustriert mit der Erkenntnis zurück, nur im eigenen Wohnzimmer zu sitzen. Die Mucke schreit nach einer Live-Erfahrung.

Mit so einigen Songs prügeln sich die Schweden nur so durch, zerfleischen alles um sich herum, bis nur noch pure Metal-Lust und Leidenschaft bleiben, um sich von der nächsten Welle Killerriffs brutal mitreißen zulassen. Ja, das macht Spaß! Ich kann mir nicht helfen, habe die Scheibe jetzt mehrere Male gehört und dieses straighte, kompromisslose Kanonenfeuer, welches die nordischen Mannen da auf dem Schlachtfeld des Totenstahls abliefern, entlockt mir ein entzücktes Lächeln!

Aber es gibt auch überraschend eingängige Melodik und erfrischende Ansätze auf dem Album. Allerding wird auch deutlich, dass die vier Schweden doch sehr fixiert auf ihr Soundgewand sind. Auf Dauer bringt das ein bisschen wenig Abwechslung. Auch wenn das, was die Band da abliefert, astreine Death-Metal-Mucke ist, würde eine Idee mehr über den Tellerrand schauen nicht schaden. Trotzdem, und ich muss das betonen, reißt einen die Scheibe immer wieder aufs Neue mit.

Hier findet sich präzises, dröhnendes Riffing an der Rhythmusfront mit Nackenbruchversprechen inklusive. Und die Lead-Gitarre liefert auch so ihre Death-Metal-Momente. Die Growls sind sauber, tief und kraftvoll; springen einem teils schonungslos entgegen. Obenauf muss Rogga seine Growls nicht allzu sehr herauspressen, um sich ein der Songbrutalität angepasstes Gehör parallel zum Instrumentensound zu verschaffen. Eine furchteinflößende Einheit, die mit brachialer Gewalt durch die Gehörgänge brettert. Nahe dran am Puls der Rohheit. Und nicht zu vergessen: die Drumpower von Matte Fiebig, welche dem Album noch weitere Stärke verleiht. Die Beats schmeißen einen oft genug voll nach vorne und sorgen ganz automatisch für Pit-Halluzinationen.

Fazit:
Die Songs sind markant und erarbeiten sich ihren eigenen Platz auf dem Album. Große Überraschungen und Abweichungen werden kaum gefunden. Doch höre ich an einigen Stellen Ansätze von "Ecken und Kanten", die ich mir gern noch mehr gewünscht hätte. Aber das, was diese Band mit ihrer ungebrochenen Death-Metal-Leidenschaft wieder einmal auf einen Silberrohling gepresst hat, hat Qualität und Stil. Paganizer bestechen mit ihrem eigenen Charme unbändiger Spielfreude, wüten gekonnt und scheinen in diese treibend-tyrannische Instrumenten-Prügel-Manie verliebt wie am ersten Tag. Und diese Überzeugung schaffen sie noch immer eindrucksvoll zu verkaufen. Es gibt erkennbare erweiternde Einflüsse, aber wer einen deutlichen Schritt in neue Richtungen haben möchte oder gar nach überbordenden Liebäugeleien mit fremdartigen Stilen sucht, sollte seine Hoffnungen besser nicht auf diese Scheibe konzentrieren. Wer aber mit einer ziemlich klassischen und druckvollen Ladung sauberen Death Metals rechnet, kann unter sein Ergebnis schon mal getrost den grünen Haken setzen. Das gibt es hier durchaus.

Punkte : 9/10

Anspieltipp : alles

Tracklist

01. Flesh Tornado
02. Apocalypse Writings
03. Cannibal Remains
04. Drowning In Sand
05. Redemptionless
06. They Came To Die
07. Rot Spreads
08. Beneathe The Gauze
09. The Tower OF The Morbid
10. Purge The World
11. Demented Machines

Lineup

Rogga Johansson - Vocals, Guitars
Kjetil Lynghaug - Guitars
Martin Klasen - Bass
Matte Fiebig - Drums

Informationen