Velvet Viper - The Pale Man Is Holding A Broken Heart

Band: Velvet Viper (D)
Genre: Power / Heavy Metal
Label: Massacre Records
Album Titel: The Pale Man Is Holding A Broken Heart
Spielzeit: 52:00
VÖ: 25.10.2019

Velvet Viper - The Pale Man Is Holding A Broken Heart

Es begab sich einst, in fast vergessenen Zeiten, als das Königreich des Metals noch erblüht war, reich an Erfolgen und aufstrebenden Recken, als die Heerschaaren der deutschen Metalheads eine Königin auf ihren Thron wählten. Es sollte eine Dame aus Düsseldorf werden, die in den Jahren 1984 bis 1987 mit ihren Erfolgen zurecht die Krone trug. Doch schon 11 Jahre zuvor, an einem anderen Winkel des Königreiches namens Hamburg, war eine andere Anwärterin auf den Thron aktiv. Unbemerkt und kaum beachtet, da sie zunächst dem Streitwerk des Rocks, statt dem des Metals huldigte.
Als dann Jahre später die Königin das Land mit fester Hand regierte, war auch unsere Heldin im Metal angekommen, doch bewegte sie sich stets weiterhin eher im Schatten. Doch als die Königin in dunklen Zeiten, in denen das Reich von den finsteren Mächten des Grunge angegriffen wurde, unter der Krankheit des Industrials litt, zweifelte ihr Volk an ihr. Manch tapferer Metalhead suchte nach Zuflucht in diesen dunkle Stunden. Ich war einer von Ihnen, und ich fand: Jutta Weinhold - Schlachtenlenkerin ihrer mächtigen Fregatte Zed Yago!

So genug Unfug geschwurbelt. Tatsächlich allerdings empfand ich die gute Jutta immer als "treuer" ihrer Musik gegenüber. Auswüchse in den Industrial, Groove oder gar schlageresken Bereich gab es bei ihr und ihren Bands niemals. Zudem zählt die Grand Dame des Waterkant-Metals inzwischen 71 Lenze, steht aber immer noch mit vollem Dampf im Gesäß auf der Bühne und gibt den Fans, was sie wollen.

Und was wollen wir? Ein neues Album, was nun, nur ein Jahr nach dem durchweg gelungenen "Respice Finem", vorliegt. Velvet Viper heißt das aktuelle aktive Flaggschiff, in der Jutta Weinhold ihren Gesang zum Besten gibt. Das inzwischen vierte Album der Band beginnt zunächst mit einem narrativen und atmosphärischen Intro, bevor der erste Song "Götterdämmerung" mit einem Wechsel aus akustischem Gitarrenspiel und dem typisch hymnisch stampfendem Hauptriff aus den Boxen rollt. Juttas kraftvollere Stimme hat wie gehabt ihren hohen Wiedererkennungswerk und schon bald ertönen auch die melodischen Chöre zum ersten Refrain. Stilistisch sollte hier jeder Fan der Vorgänger und der alten Zed Yago-Scheiben ein gefundenes Fressen vor sich haben.

Thematisch bedienen sich die Songs, wie schon oft vorher, an Legenden und Mythen wie der Nibelungensage, King Lear oder der nordischen Mythologie. Instrumental gibt es dann auch nichts zu meckern, denn die neuen Musiker stärken Jutta Weinhold den Rücken mit einer gewaltigen Wand aus schweren Riffs, rockigen Grooves und einer klaren Produktion von Victory-Gitarrist Tommy Newton. Zudem sitzt noch Gamma Ray-Drummer Michael Ehre gastweise am Studio-Schlagzeug.

Besonders hervorheben kann ich hier den tonnenschweren Song "One Eyed Ruler", der immer wieder in schnelleren Passagen losrockt, die epische Mitgröhl-Hymne "Samson and Delilah" und das inspirierende, halb balladeske "Keep Your Head Up". Mit der Ballade "Something is Rotten" und dem schnell nach vorne preschenden "Confuse and Satisfy" ist neben den ganzen eher hymnischen Nummern auch für genug Abwechslung gesorgt.

Fazit:
Velvet Viper sind zurück. Schon das vorangegangene Werk hat mich letztes Jahr restlos überzeugt und das neue Scheibchen tut dieser Begeisterung keinen Abbruch. Von doomig angehauchten Hymnen über balladeske Passagen bis zu herrlich kernig rockigen Nummern wird das gesamte Spektrum der Band absolut amtlich bedient und sollte jeden Anhänger traditionllen Heavy Metals begeistern. Und auch wenn nicht jeder Song der totale Volltreffer ist, so ist doch schön zu wissen, das Frau Weinhold noch immer fest im Sattel sitzt.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: One Eyed Ruler, Samson And Delilah, Keep Your Head Up

Tracklist

01. Things Behind
02. Götterdämmerung
03. All By Yourself
04. One Eyed Ruler
05. Samson And Delilah
06. Confuse And Satisfy
07. Something Is Rotten
08. Keep Your Head Up
09. Hide Your Fire
10. The Wheel Has Come Full Circle
11. One Day

Lineup

Jutta Weinhold - Vocals
Holger Marx - Guitars
Johannes Möllers - Bass
Michael Ehré - Drums
Micha Fromm - Percussions, Gongs

Informationen