Wendigo - Wasteland Stories

Band: Wendigo (D)
Genre: Stoner Rock
Label: Self-release
Album Titel: Wasteland Stories
Spielzeit: 51:17
VÖ: 03.03.2019

Wendigo - Wasteland Stories

Ich bin ja so ein Typ, der sich die Platten immer erst ein paar Mal anhört, bevor er sich den Beipackzettel zur Hand nimmt. Ich lass mich halt ungern beeinflussen, bevor ich mir nicht selbst ein Bild gemacht habe. So war ich schon ziemlich überrascht, als ich las, dass Wendigo aus deutschen Landen kommen. Bei dem Sludge Einschlag in bester NOLA Manier, den die Band auf diesem Album an den Tag legt, hatte ich echt den Verdacht, dass die Jungs aus den Staaten kommen.

Aber das ist halt das Gute, wenn man Scheiben von Bands, die man noch nicht kennt, auf den Tisch bekommt. Es gibt (fast) immer Überraschungen.
Gegründet 2012, gab Wendigo 2016 in Form der "Initiation" EP das erste Lebenszeichen von sich und wurde zum Geheimtipp unter Stoner Fans. Nun kommt mit "Wasteland Stories" das Langrillen-Debüt der Niedersachen in die Regale und wird zeigen, ob mehr als ein Geheimtipp daraus wird.

Zum Auftakt gibt es mit "The Man With No Home" noch einen fett groovenden Stoner Rocker, welcher mit ordentlich pumpendem Bass aufwartet.
Die Riffabteilung kommt mit kernigem Rhythmus und feinen Leads um die Ecke und die Drums treiben die Nummer schön an. Im weiteren Verlauf des Albums kommen neben den klassischen Stoner Elementen wie Doom und Rock die Blueseinflüsse immer deutlicher zum Tragen. Vor allem die Southern Rock-mäßigen Riffs und die kernig schrammelnden Soli, wie sie ZZ Top nicht hätten besser zelebrieren können, geben den Stücken immer wieder diesen NOLA Vibe.

Ein Stück wie "Back In The Woods" kombiniert die Elemente so geschickt, dass man das Gefühl bekommt, das eine funktioniert gar nicht ohne das andere. Stark! Dieses Stück nimmt dich direkt mit und lässt niemanden still sitzen, hier muss man einfach mitgehen. Ähnlich auch "The Lonesome Gold Digger Pt. II", welches aber etwas mehr mit dem Tempo spielt und nach hinten raus schwerer und doomiger wird und dann auch noch eine Überraschung von Vocal-technischer Seite parat hält. Lasst euch überraschen und entscheidet dann, ob ihr es passend findet oder nicht. Mir hat's gefallen.

Apropos Gesang. Die variablen Vocals von Jörg sind in mittlerer Tonlage gehalten, welche sich aber immer wieder an der Grenzlinie zur höheren Stimmlage bewegen und diese auch mal überschreiten. Hin und wieder kommt aber auch ein leicht rauer Touch zum Vorschein, besonders wenn er die Vocals "schmutzig" raushaut.

Das Highlight kommt dann am Ende des Albums in Form der Ballade "Mother Road". Das über 8 Minuten lange Stück ist allerdings nicht das Highlight, weil die anderen Stücke weniger stark sind. Nein, es ist einfach eine Nummer, die direkt im Hirn bleibt, sehr viel Emotionalität besitzt und einfach eine Gänsehaut erzeugt. Ein paar Nummern mehr auf dem Album, die so hängenbleiben wie diese, hätten mir sicher einen oder sogar eineinhalb Punkte mehr entlockt.

Vom Sound her gibt es nichts auszusetzen, die Scheibe wurde genau so produziert, wie man es von einem Stoneralbum erwartet. Der raue Charme des Ganzen kommt sehr gut zum Tragen und vor allem unterm Kopfhörer kann man gut die Feinheiten ausmachen.

Fazit:
Ganz starkes Debüt der Niedersachsen. Handwerklich spielt die Band ganz oben mit, hat Eigenständigkeit ohne ihre Einflüsse zu verleugnen und ohne Frage Wiedererkennungswert. Beim Nächsten Werk ein paar mehr "Ohrwürmer" und das Meisterwerk wäre perfekt. Auf jeden Fall sollte bei "Wasteland Stories" jedem Stoner- und Sludge-Freund das Herz aufgehen. Die oben aufkommende Frage, ob denn mehr als ein Geheimtipp daraus wird, würde ich definitiv mit "muss eigentlich" beantworten.

Punkte: 8,5/10

Anspieltipp: Back In The Woods, The Lonesome Gold Digger Pt. II, Mother Road

Tracklist

01. The Man With No Home
02. Desert Rider
03. Back In The Woods
04. Dagon
05. The Lonesome Gold Digger Pt. I
06. The Lonesome Gold Digger Pt. II
07. Iron Brew
08. Staff Of Agony
09. Mother Road

Lineup

Jörg Theilen - Vocals
Eric Post - Guitars
Jan Ole Möller - Guitars, Vocals
Lennard Viertel - Bass, Vocals
Steffen Freesemann - Drums

Informationen