Nachbericht Party.San Open Air 2015 von Eth
Einmal im Jahr treffen sich knapp 9000 Fans der extremeren Metal-Stilrichtungen im beschaulichen Schlotheim in Thüringen. Zum fünfjährigen Jubiläum auf dem im Jahr 2011 erstmals genutzten Flugplatz Obermehler sollten in diesem Jahr Behemoth und Cannibal Corpse headlinen.
Mittwoch - Anreisetag. Wie ich von einigen Campground-Bewohnern hörte lief die Anreise in diesem Jahr leider nicht ganz rund. Die Autos wurden zeitweise sehr nah aneinander gereiht. Zelte und Pavillons ließen sich so natürlich nur schwierig zwischen den Autos aufbauen. Ich vermute hier als Hintergrund aber einfach die begrenzte Geländegröße, immerhin ist der Flugplatz Obermehler komplett von Zaun umgeben. Mal eben das Gelände zu vergrößern ist hier einfach nicht drin.
Von der Masse an Autos, Zelten und Pavillons auf dem Campground zu Urteilen schienen drei Viertel der Besucher bereits am Mittwoch angereist zu sein, und stürmten natürlich pünktlich um 22 Uhr das Partyzelt. Für den Anreise-Mittwoch ist das durchaus eine Leistung. Auf wenigen anderen Festivals ist bereits zur Vorabend-Show so viel los.
Donnerstag - Der erste Festivaltag startet mit einer ordentlichen Prügeldosis Death Metal von Degial nicht schlecht und auch der Sound kann initial überzeugen. Doch macht kurz darauf das Hauptmischpult Probleme. So geht es fast eine Stunde später erst weiter im Programm.
Zunächst war die Verzögerung natürlich ärgerlich, sowohl für die Bands als auch für den Veranstalter. Spätestens Secrets Of The Moon dürften sich aber über den nun späteren Slot durchaus gefreut haben, war doch zu Ihrem Auftritt ein schicker Sonnenuntergang zu sehen. Im Dämmerlicht kam die viele Pyro natürlich auch viel besser zur Geltung.
Sowohl bei Secrets Of the Moon als auch direkt danach bei Primordial stellte sich zwar schwarzmetallische Stimmung ein, wirklich passend wirkte der Sound aber leider nicht. Besonders bei Primordial wirkten die akustischen Gitarren-Parts zeitweise etwas unpassend. Gallows Hymn spielten die Iren leider nicht, was ich im Nachhinein auf die allgemeine Verzögerung am Tag zurückführen würde.
Freitag - Der zweite Tag startet standesgemäß mit Grindcore. Trotz, für die frühe Stunde, extremer Temperaturen ist vor der Bühne schon viel los, denn Cliteater ballern jede Menge kranken Scheiß über die Bühne. Guten Grindcore gibt es eben (fast) nur aus den Niederlanden.
Melechesh hätten auf jeden Fall einen besseren Slot verdient. Und vielleicht auch ein paar Grad weniger, auch wenn Sänger Ashmedi „Perfect weather for Melechesh, but still too hot!“ versuchte, die enorme Hitze auf der Bühne etwas herunter zu spielen. Zu den teilweise an Ägypten angelehnten Texten passte die Temperatur aber in jedem Fall.
Feinsten Post-Metal hatten die US-Amerikaner von Agalloch für uns Fans im Gepäck, und das trotz allgemein schlechtem Sound auf dem PSOA in erstaunlich guter Qualität. Mit alten und neuen Tracks schlich sich zeitweise sogar Gänsehaut über meinen Rücken. Wegen der teilweise recht langen Songs wirkte der Auftritt allerdings leider viel kürzer, als er es wirklich war. Zudem überschnitten sich Agalloch auch noch mit Fäulnis. Wer plant sowas?
Bei gefühlten 50°C stürzte ich mich also noch während des Agalloch-Auftritts zu Fäulnis ins Zelt. Leider hatten die Hamburger nur 30 Minuten Spielzeit, brachten aber trotzdem eine Menge altes und neues Material mit.
Die Show von der viele am meisten erwarteten stand zu später Stunde an. Bloodbath sollten die Bühne entern. Seit neuestem mit Nick Holmes von Paradise Lost an den Vocals ist der Unterschied zu seinem Vorgänger deutlich zu erkennen, hat Nick doch eine bedeutend höhere Growl-Stimme. Das fällt erstaunlicherweise aber nur in sehr wenigen Passagen wirklich ins Gewicht, technisch ist der Brite nämlich einwandfrei, genau wie seine Bandkollegen. Hammer Auftritt, der mit dem All-Time Klassiker „Eaten“ abgerundet und beendet wurde.
Von Cannibal Corpse hat sich wohl keiner wirklich viel erhofft. Neben der üblichen, aber dennoch imposanten George „Corpsegrinder“ Fisher Matten-rotier-Show ist wohl Monster-Bassist Alex Webster das größte Highlight der Show. Der Mann spielt seinen Bass wie eine E-Gitarre, einfach beim nächsten Mal drauf achten – das ist es wert! Keine Lichtshow, eintönige Vocals – Cannibal Corpse eben. Wer auf Brutal Death steht, sollte sie aber in jedem Fall mal gesehen haben.
Samstag - Der dritte Tag begann wie der zweite, nämlich mit Grindcore. Am Samstag allerdings aus Portugal, nicht aus den Niederlanden. Für die gerade aufwachenden Metal-Freunde ist aber auch bei Holocausto Canibal eine fette Party angesagt.
Eine sehr empfehlenswerte Band, die selbst mich überraschte waren die Briten von Winterfylleth. Eine Band, die mir zuvor gänzlich unbekannt war. Black Metal vom Feinsten. Vier Studioalben haben die Jungs schon auf dem Markt, eines davon musste ich mir natürlich sofort zulegen.
Wenig spektakuläres gibt es zu Krisiun zu sagen. Zwar lieferten die Brasilianer eine solide Show, der Sound machte aber auch Ihnen einen Strich durch die Rechnung. So nahmen viele Fans Abstand von den vorderen Reihen, da der hart übersteuerte Prügelbass schon Potential hatte, Herzrhythmusstörungen auszulösen.
Unverhofft kommt oft. Das könnte man zum Auftritt der Kanadier von Kataklysm sagen. Viel erwartet hatte ich nicht. Die letzten zwei Gigs von Kataklysm auf denen ich zugegen war, klangen eher wie eine verkappte Art von Hardcore. Das war auf dem Party.San anders, hier gab es endlich wieder ordentlichen Death Metal aufs Maul. Wohl deswegen, und natürlich auch, wegen der kürzlich erschienenen neuen Platte „Of Ghosts and Gods“ war vor der Bühne wirklich viel los.
Die wohl nebligste Angelegenheit auf dem Party.San waren in diesem Jahr ganz klar Mayhem. Seit 31 Jahren (mit Pause) gibt es die true Norwegian Black Metal Kapelle. Auch wenn sie heutzutage keine Tiere mehr auf der Bühne opfern, und auch keine Kirchen mehr verbrennen, ausrasten können sie trotzdem noch. Besonders wenn man wie in diesem Fall die Pyro ins Gesicht bekommt. Schön war das nicht. Leider haben Mayhem, trotz Headliner-Slot, gefühlt viel zu kurz gespielt. Die Jungs hätten mindestens einen 2-Stunden-Slot wie Immortal im Jahr 2012 verdient. Vielleicht ja beim nächsten Mal.
Verpflegung
Mit 4 EUR für den Party.San typischen Cuba Libre und das 0,3l Bier bewegt sich das Party.San Preistechnisch im oberen Mittelfeld. Das gilt auch bei den Preisen von 3 EUR für die kleine Pommes und 5 EUR für eben diese mit (gar nicht mal so leckerer) Currywurst dabei.
Negativ erwähnen muss ich allerdings das Frühstück. Für einen laschen Kaffe, 2 weiche Brötchen und fades Rührei 6 EUR zu kassieren – das geht besser.
Sanitäre Einrichtungen
Wie für das Party.San üblich fanden sich auf der den Campground durchziehenden Landebahn ausreichend Dixis. Ebenfalls gab es zwei große Dusch- und Spülklo-Camps, an denen man neben kostenlosem, eiskaltem, Trinkwasser für mittelmäßige Preise duschen gehen und die Toilette benutzen konnte. Zu meckern gibt es hier nichts, jedoch wäre es bei der Größe des Festivals vielleicht langsam an der Zeit für ein drittes Duschcamp. Nur als Tipp!
Fazit
Ganz klare Pluspunkte:
Das Gelände allgemein – eine Wacken-ähnliche Schlammschlacht ist durch die asphaltierten Bereiche einfach nicht möglich. Genau dieser Punkt heizt das Gelände aber bei knallender Sonne auch extrem auf.
Das Partyzelt – ist einfach riesig, und jeden Abend brechend voll. Geile Nummer, von der sich andere Festivals mal eine Scheibe abschneiden sollten.
Einen dicken Minuspunkt muss ich in diesem Jahr aber leider dem Sound geben. Am Samstag hätte man den schlechten Sound noch auf den Wind schieben können. An allen anderen Tagen jedoch muss da irgendwas gewaltig schief gelaufen sein. Ich wünsche mir fürs nächste Jahr besseren Sound.
Eine Pflichtveranstaltung bleibt das Party.San aber trotzdem. Jeder der auf extreme Metalgenres steht sollte das PSOA auch 2016 nicht verpassen. Sieben Bands sind bereits bestätigt, darunter Paradise Lost , Necros Christos und Arcturus. Wir sehen uns 2016!