Nachbericht Rock Harz Open Air 2013 von Eth

Wieder ist ein Jahr rum, und wieder ist es Zeit für den jährlichen Besuch des Flugplatzes in Ballenstedt Asmusstedt. Denn hier findet seit 2009 jährlich das Rockharz Open Air statt, das in diesem Jahr das 20. Jubiläum feiert. Über 40 Bands bieten den über 10000 Besuchern ein breites Programm aus Black-, Death- und Thrash-Metal. Ja, sogar die Neue Deutsche Härte ist mit Eisbrecher vertreten.

So packten auch wir unsere sieben Sachen und machten uns auf ins beschauliche Ballenstedt in Sachsen-Anhalt, etwas über 300km Stecke sind es von Hamburg aus. Die ersten Mit-Besucher trafen wir bereits auf der A2, ein kleines Stück hinter Hannover. Dämliches Grinsen – der Übliche Austausch von Pommesgabeln – und weiter geht’s. Am ersten Rastplatz hinter Braunschweig legten wir noch eine kleine Pause ein, bevor wir über Bundes- und Landstraßen mit einigen Straßensperrungsbedingten Umwegen am Flugplatz in Ballenstedt eintrafen. Da standen wir nun. Es war ca. 13 Uhr am Mittwoch, und es war windig. Das Wetter schien fast so wie im Vorjahr, wo Unwetterwarnungen und Orkanböen das Festival regierten, und letztlich viele arme und unschuldige Pavillons und Zelte ihr Leben kostete. Glücklicherweise kam alles ganz anders, am Donnerstag klarte es auf, und ab Freitag schien die Sonne am wolkenfreien Himmel.

Der Mittwoch – traditionell als Anreisetag für die Besucher, die gern in Bühnennähe campen – wurde vom Veranstalter passend zum 20. Festival-Jubiläum etwas angereichert. Mit einer speziell für den Mittwoch aufgebauten Bühne, und fünf eigens für diesen Tag gebuchten Bands. Also schnell Zelt und Pavillon gegen den noch stark wehenden Wind gesichert, und ab aufs Gelände, zu Nachtgeschrei.

Nachtgeschrei
"Es ist doch erst Mittwoch!", so dachten wohl viele der Besucher. Dennoch füllte sich das am Mittwoch noch etwas kleiner gehaltene Gelände vor der Bühne recht schnell mit Besuchern. Nachtgeschrei war das Motto, und das am Nachmittag. Trotz neuem Sänger liefern die Hessen eine passable Show ab. Fast voll war es vor der kleinen Mittwochsbühne zunächst. Leider wurde es aber auch schnell wieder leer auf dem Gelände. Schuld war, wie bereits erwähnt, nicht etwa die Band. Nein, der schlechte Sound war hier das Problem. Hätte der Mischer den Sound einen Song früher wieder hin bekommen (und er hat ihn wirklich noch hin bekommen), wären wohl auch mehr Leute geblieben.

Dimple Minds spielten als nächstes auf der kleinen Bühne. Nichts für uns – lass uns Merch kaufen. Bereits am Mittwoch dauerte dieses Unterfangen knapp anderthalb Stunden, und das für ein Shirt und einen Zipper.

Megaherz
Während wir noch in der Merch-Schlange standen, begann bereits die Megaherz-Show. Glücklicherweise war die kleine Bühne aus der Schlange heraus gut sichtbar.

Megaherz hatte ganz klar Headliner-Charakter. Und das bereits am Anreisetag. Auch wenn der Checker hier schon seit einer Weile nicht mehr am Mikro steht, macht der aktuelle Sänger "Lex" eine sehr gute Figur. Das kleine Anreisetags-Gelände ist zu drei Vierteln gefüllt, und der gut abgemischte Sound sorgt für das Wichtigste am Abend: Gute Stimmung. Es wurde getanzt, gelacht und getobt. Diese Band sollte man mal gesehen haben; das ältere Material ist durchweg sehr hart und stark in der Neuen Deutschen Härte angesiedelt. Neuere Songs hingegen haben schon fast Unheilig-Charakter und sind sehr balladig.

Donnerstag
Partystimmung liegt in der Luft – und das schon zur Frühstückszeit. Ab ca. 9 Uhr ist es hitzebedingt im Zelt nicht mehr auszuhalten. Zum Frühstück gibt es Rührei, natürlich auf dem Gaskocher selbstgemacht. Dazu: Ein Bier. Als erste Band des Tages stehen für uns die Grailknights um 14 Uhr auf dem Plan. Wir lassen es deshalb langsam angehen, und genießen erst mal unser Frühstück. Unser Dosen-Bier ist sogar noch kühl! Lag wohl am Wetter, wirklich warm war es draußen immer noch nicht, und windig. Das tat aber der Stimmung auf dem Campingplatz keinen ab, drang doch aus jedem zweiten Camp laute Metal-Musik an unsere Ohren.

Grailknights
Ein klassischer Poser-Auftritt, passt aber zum allgemeinen Auftreten der Band, und natürlich auch zu ihrem bekannten Image. Erstaunlich gut abgemischt zeigt sich die erste Band des Rockharz Open Air. Zunächst war noch unklar wann sie spielen, da Spielpläne sowohl mit 14 Uhr als auch mit 15 Uhr Spielzeit für die Grailknights im Umlauf waren.

"Wir sind die Grailknights aus Grailham City" schrie Frontmann Sir Optimus Prime von der Bühne. Die Menge tobte. Also zumindest die neuen Grailknights-Fans. Fans der alten Besetzung mit dem Duke of Drummington und MacDeath kamen nicht ganz auf ihre Kosten, und hielten sich eher im hinteren Teil der Menge auf. Leider spielten die Grailknights nur fünf Songs. Sehr, sehr schade, denn trotz der bei älteren Songs fehlenden Tiefen Growls (diese hatte früher MacDeath übernommen), lieferten die Ritter eine gute Show ab, die durch die Crowdsurfing-Einlage des Grailknights-Widersachers Dr.Skull schön abgerundet wurde.

Wir hatten etwas Zeit bis zur nächsten interessanten Band, und beschlossen, diese in der Merch-Meile zu verbringen, und ein wenig die Atmosphäre auf dem Platz auf uns wirken zu lassen. Zudem brauchte ich für mein Vorhaben mir endlich eine ordentliche Kutte zuzulegen nun auch ein paar viele Patches. Spannendes aus der Merch-Meile gibt es nicht zu berichten. Am Ende finden sich auf jedem Festival die selben Aussteller wieder. Davon ist leider auch das Rockharz in der Zwischenzeit nicht ausgenommen. Patches habe ich einige gefunden, aber noch lang nicht genug, um eine ganze Kutte damit zu füllen. Die Reise geht also weiter.

Nach einem kleinen Abstecher ins Camp, um den Flüssigkeitspegel wieder auf Normal-Niveau an zu heben, hieß es: "Auf zur Dark Stage, Vader gucken, VAAADEEER \m/!".

Vader
Die Polen haben’s schlicht und ergreifend drauf. Mit einer klassischen Prügel-Vader-Show heißen die Death-/Thrash-Urgesteine (die Band besteht bereits seit 1983) dem Publikum ordentlich ein. Hier ist wohl auch der Spruch "Es schmeckt nach Moshpit!" zum ersten Mal aufgekommen. Es war unterdessen nämlich so trocken geworden, dass die in der Mitte kreisenden Metalheads nebelartige Staubwolken aufwirbelten, und die Bühne von weiter hinten zum Teil kaum noch zu erkennen war. Leider hatten Vader nur 40 Minuten Spielzeit. Die Polen haben eindeutig mehr verdient. Im Anschluss an den Vader-Gig machten wir uns wieder auf ins Camp, um uns erneut dem bereits erwähnten Flüssigkeitsausgleich zu widmen, sprich: Ein oder Zwei Hopfentees zu uns zu nehmen, und gegen 22 Uhr wieder in aller Frische bei Subway to Sally vor der Dark Stage zu stehen.

Subway to Sally
Langsam wird es dunkel, und in der Abenddämmerung entsteht die für Subway to Sally fast unabdingbare, düstere Stimmung. Auf der Rock Stage ist Devin Townsend gerade mit seiner Band fertig, da schallt auch schon das bekannte Subway to Sally Intro aus den meterhohen Lautsprechertürmen. 20 Jahre Rockharz – 20 Jahre Subway to Sally kündigt Sänger Eric Fish an. Leider scheint die Rockharz-Show im Gegensatz zur vorjährigen Summer Breeze Show etwas abgespeckt zu sein. Vielleicht auch bedingt durch die kleinere Bühne auf dem Rockharz fehlen die meisten pyrotechnischen Effekte. Eric Fish tritt ohne seine brennenden Engelsflügel auf. Auch die Setlist selbst wurde stark abgeschwächt, so spielten die Potsdamer zwar ihre bekannten Songs "Sieben" und "Kleid aus Rosen", den Rest der Show jedoch schmückten sie jedoch mit Medleys aus. Schade, schade. Obwohl das aktuelle Album der Folk-/Medieval-Metaller nun auch schon gut zwei Jahre auf dem Buckel hat, wäre hier deutlich mehr drin gewesen. Dem Publikum merkte man dies auch stark an. Als die Band mit knapp 15 Minuten verbleibender Spielzeit nach dem "letzten Song" von der Bühne verschwand, waren schlicht keine Aufrufe zum Spiel einer Zugabe zu hören. Trotzdem kehrte die Band nach einer Minute auf die Band zurück und spielte noch ein paar Songs, die offensichtlich im Publikum kaum jemand hören wollte.

Kreator
Es hätte der krönende Abschluss des Abends werden sollen. Kreator – fast schön Götter auf dem Thrash-Metal-Markt und mit Sodom, Destruction und Tankard zusammen die Big Teutonic Four. Aber abgesehen vom Bühnenbild war am Auftritt der Essener eher unterirdisch anzusiedeln. Der Gesang kaum zu hören, die Gitarren viel zu leise, dafür zu viel Bass-Drum und viel zu viel Bassgitarre. Egal wo man sich vor der Bühne platzierte, kam nur Soundbrei an. Der schlecht abgemischte Ton hielt natürlich die hartgesottenen Fans nicht von den üblichen Moshpits ab. Dennoch dünnte die Menge vor der Rock Stage zum Ende des Gigs hin merklich aus. Ob dies jedoch der schlechten Tonqualität oder der späten Stunde (Kreator spielten von 23:45 bis 1 Uhr morgens) anzulasten ist, bleibt wohl für ewig ein Geheimnis.

Nach ein oder zwei Hopfentees hieß es im Anschluss an den Kreator-Gig auch schon wieder ab in den Schlafsack, denn am Freitag stand uns ein weit anstrengenderes Programm bevor als an diesem recht gediegen gehaltenen Donnerstag.

Freitag
Aufstehen, Rührei machen – heute aber für das ganze Camp, solang der Vorrat reicht. Zwanzig Eier waren noch da, und nach zwei Tagen im Auto mussten diese verkocht werden. Nicht dass sie noch schlecht werden. Salmonellen möchte man sich am Festival auch eher weniger einfangen, also ab in die Pfanne auf den Gaskocher mit dem Zeug! Die erste Band steht für 14 Uhr auf dem Plan, also genügend Zeit sich mit Hopfentee und Co. Auf den Musikgenuss vorzubereiten.

Excrementory Grindfuckers
Die wohl größte Party des Tages. So möchte ich den Auftritt der Grindfuckers samt ihrem neuen Sänger Mao bezeichnen. "Excrementory, Excrementory, Excrementory…"… "GRINDFUCKERS!" wird die Hannoveraner Fungrind-Band vom Publikum gefeiert. Sie schreien, sie growlen, sie trompeten – und sie machen Druck. So muss das sein. Auch hier "schmeckte es wieder nach Moshpit", viele langhaarige Köpfe kreisten und rannten, trotzdem fühlte sich der Gig deutlich weniger spaßig an, als z.B. auf dem Christmas Metal Festival in Bielefeld im vergangenen Jahr. Auch fehlten lustige Einlagen wie z.B. die 150 ins Publikum geworfenen Wasserbälle vom Summer Breeze 2012.

Melechesh
Perfektionisten auf der Bühne und damit der überraschendste Gig des Festivals für mich: Melechesh. Black/Death mit Folk-Einflüssen aus dem mittleren Osten. Die israelische Band um Melechesh Asmedi lieferte einen perfekten Gig mit perfektem Sound. Eine für mich vorher gänzlich unbekannte Band, die ich mir nur dank der Empfehlung eines Freundes wirklich ansah. Nach diesem Auftritt kann ich Melechesh aber jeden wärmstens ans Herz legen.

Alestorm
"Zwei Keyboards – Ist das überhaupt noch Metal?" mag man sich fragen. Aber ob Metal oder nicht, den Pokal für die geilste Party an diesem Festival-Freitag heimsen die Schotten von Alestorm allemal ein. Zwar war der Sound gelinde gesagt unter aller Sau (viel zu viel Bass, Keyboards zu leise) und die Vocals von Frontmann Christopher Bowes wie üblich krumm und schief. Aber erstens gehören schlechte Vocals zum Bandkonzept, und zweitens ist es feiernden Metalheads mit Piratenhüten und Bier im Allgemeinen sowieso egal, zu welcher Musik sie feiern.

Dark Tranquillity
Es gibt im Verhältnis relativ wenige Bands, bei denen das Publikum mit lautstarker Zustimmung reagiert, wenn auf der Bühne die Frage "Wir würden gern ein Paar neue Songs für euch spielen, was haltet ihr davon?" kommt. Nicht so bei den Melodic Deathern von Dark Tranquillity. Die Schweden spielten einen bunten Mischmasch aus alten Songs, neuen Songs, und natürlich ihren Klassikern. Zu Beginn des Auftritts war wohl der Tontechniker aufs Mischpult gefallen, so ziemlich alles wirkte sehr stark übersteuert, und Sänger Mikael Stanne war kaum zu verstehen. Nach einigen Songs pendelte der Sound sich zwar ein, wirklich gute Stimmung aufkommen wollte aber trotzdem nicht. Die Schweden sind halt doch eher eine Band für einen Abend- oder Nachtslot in dunkler Atmosphäre.

Dragonforce
Das Gerücht, die Briten wären Live eine absolute Lachnummer hält sich ja seit 2006 hartnäckig. Nach dem Auftritt auf dem Rockharz dürften aber alle Fans (und vermutlich auch einige Nicht-Fans) überzeugt sein. Dragonforce sind immer den Weg zur Bühne wert. Egal zu welcher Tages- und Nachtzeit. Die beiden Leadgitarristen (insbesondere Herman Li) wirken fast göttlich an der Gitarre. Rauf, runter und wieder rauf fegen sie im Affenzahn über das Griffbrett ihrer Gitarren. Zudem haben die Extreme-Power-Metaller (so nennt die Band selbst ihr Genre) mit Marc Hudson seit 2011 einen neuen Sänger, der sich stimmlich viel besser in die Musik der Band und ins Power-Metal-Genre allgemein einpasst. Auch wenn viele über Power-Metal lästern, Dragonforce liefern immer. Spätestens wenn sie den aus Guitar Hero bekannten Klassiker "Through the Fire and the Flames" anstimmen, ist vor der Bühne die Hölle los.

Eluveitie
Ob sich die Schweizer auf ihrem Erfolg ausruhen, frage ich mich. Seit gut anderthalb Jahren ist ihr aktueller Longplayer "Helvetios" jetzt auf dem Markt. Und gleichermaßen lange sind die Folk-Metaller mit dieser Scheibe und ein der dazugehörigen Show nun auf Tour. Wenn man sie noch nicht gesehen hat ist die Show und auch die Live-Performance mit vielen klassischen Instrumenten wie Flöte, Mandoline und Hurdy Gurdy durchaus ein Erlebnis. Viel Neues gibt es beim, für mich nun, dritten Mal Eluveitie aber nicht.

Nach der sechsten Band des Tages beschlossen wir, uns erst einmal in unser Camp zurück zu ziehen, uns ein wenig auszuruhen, ein paar Hopfentees zu uns zu nehmen, und die Springer für ein paar Stunden neben den Stuhl zu stellen. Am späteren Abend zog es uns zwar nochmal aufs Konzertgelände zurück, dabei blieben Iced Earth und Accept allerdings eher im Hintergrund. Ist um ehrlich zu sein aber auch weder meine, noch Verenas Musik. Und wenn einem etwas per se nicht gefällt, sollte man das Geschreibsel darüber wohl besser lassen.

Samstag
Es war soweit – der letzte Festivaltag begann wie üblich gegen 9 Uhr morgens. An diesem Samstag sogar fast mit Absicht. Wir wollten schließlich bis kurz vor Zwölf wach genug sein, um Akrea zu sehen, die, als kleine Info am Rande, am 13. September 2013 bei Wolle mit ihrem neuen Album "Stadt der toten Träume" zum Live-Interview vorstellig werden. Wir machten uns, gestärkt von Cornflakes und Kaffee, gegen halb Zwölf auf in Richtung Eingang.

Akrea
"Seids ihr guad drauf?" schallt es uns von der Bühne entgegen. Sänger Sebi heizt das Publikum an – in seinem urigen Dialekt: Bayrisch. Die Fünf Bayern prügelten drauf los was das Zeug hält, und, obwohl sie auf der Rock-Stage spielten, mit sehr geilem und vollem Sound. Hier scheint der Veranstalter über Nacht etwas umgebaut zu haben, wie wir am restlichen Samstag merklich hörten. Viel Zeit haben die Melo-Deather nicht, nur knapp 30 Minuten Spielzeit wurde ihnen vom Veranstalter zugeteilt. Es ist viel los vor der Bühne, wenn man bedenkt, dass der letzte Festivaltag ist, am Vorabend mit Sicherheit etliche Liter Bier geflossen waren, und wir es immerhin erst kurz vor Zwölf Uhr hatten. Eigentlich kann ich ihn ja nicht mehr hören, den bekanntesten (und vermutlich auch besten) Song von Akrea, Tribock. Aber Live geht immer! \m/

Der Weg einer Freiheit
Darauf hatten wir das ganze Wochenende gewartet. Die Würzburger (für mich inzwischen zum sechsten Mal Live) von Der Weg einer Freiheit endlich wieder vor mir auf der Bühne. Da ist erste Reihe Mitte Pflicht. Die Black-Metaller dreschen sofort drauf los und fegen mit Material ihrer zwei Studioalben und der EP Agonie das zahlreich erschienene Publikum in Grund und Boden. Leider war auch für diese Band die Spielzeit von 40 Minuten viel zu kurz bemessen. Viele Songs der Band haben eine Länge von acht oder mehr Minuten. Da ist natürlich leider wenig Material drin. Am Mikrofon macht Gitarrist (und jetzt auch Sänger) Nikita eine gute Figur. Der eigentliche Sänger, der Band, Baer, hatte die Band im Vorjahr aus persönlichen Gründen verlassen.

Van Canto
"Rakka Takka Motherfucker" lautet die Aufschrift einiger Patches der vor der Rock Stage versammelten Schwarzhaarigen Menge. "Wir sind Van Canto, und wir machen Metal A Capella" hallt es von der Bühne. Und da geht es auch schon los. Fünf Sänger und ein Schlagzeuger stehen auf der Bühne. "Moment, ein Schlagzeuger? Ich denke das ist A Capella?" mag sich der Ein oder Andere nun fragen. Dazu Sänger Sly: "Hast du schonmal versucht 3 Minuten Blastbeat zu beatboxen?". Wir wissen nun also: Ganz ohne klassische Metal-Instrumente geht es auch im A Capella-Bereich nicht. Die Band wird gefeiert von ihren Fans, und das nicht zu knapp. Nicht zuletzt, da Sie die erste Band des gesamten Festivals ist, die auf Rufe aus dem Publikum bezüglich des schlechten Sounds reagierte.

Tankard
Wer die Frankfurter schon live erleben durfte weiß, dass Frontsau Gerre gern über die Bühne hüpft und rennt. Von links nach rechts, von vorn nach hinten. Auch auf dem Rockharz merkte man der Band wirklich an, dass Sie an ihren relativ wenig Gigs pro Jahr deutlich mehr Spaß haben als die noch größeren Bands der Branche, deren Mitglieder von der Musik leben. Warum Tankard lediglich 45 Minuten Spielzeit bekamen, wird wohl nie erklärt. Mehr verdient hätten Sie allemal, dank ihrer nun 31-jährigen Bandgeschichte.

Ensiferum
Geil, laut und gut abgemischt sind die drei Worte, die mir auf Anhieb zum Auftritt der Viking- und Folk-Metaller von Ensiferum einfallen. Die Finnen machen das schon länger, das merkt man Ihnen klar an. Große Innovationen sind von Ihnen bei einer mickrigen Spielzeit von 45 Minuten nicht zu erwarten, wenn Sie anderswo häufig als Headliner gebucht werden, und Spielzeiten von weit über einer Stunde bedienen dürfen.

J.B.O.
Ihr Name ist zensiert, genau wie die letzte Strophe ihres Opener-Stückes "Bolle", der sich egal was er tut, immer ganz köstlich amüsiert. Bisherige J.B.O.-Gigs hatte ich immer gepflegt umschifft, wofür ich mich nach dem Rockharz-Auftritt selbst in den Hintern treten könnte. So viel Spaß am Blödsinn kann man scheinbar nur bei einem J.B.O.-Auftritt haben. Der Platz vor der Rock Stage prall gefüllt mit schwarzen als auch rosa gekleideten Spaßvögeln, die bei den Evergreens "Verteidiger des wahren Blödsinns" und "Ein guter Tag zum Sterben" der erlanger Fun-Metaller vollen Publikumseinsatz zeigen, und teils den Gesang von Sänger Vito C. gänzlich überflüssig erscheinen ließen. Als bei der Death-Metal-Eigenkreation "Gänseblümchen" noch Mao, seines Zeichens Sänger der Excrementory Grindfuckers, auf der Bühne auftauchte und den Song lauthals mitgröhlte und sein lauthals geschrienes "Excrementory, Excrementory, Excrementory" vom Publikum mit "Grindfuckers!" beantwortet sah, war des Blödsinns immer noch nicht genug. Als letzten Aufruf bat Vito das Publikum bei den nachfolgenden Bands einige Witzchen an zu bringen. So wünschte er sich, bei Eisbrecher immer laut "Eisbecher" zu grölen, sowie die Irish-Folker von Fiddler’s Green als Fiddler’s Pink zu betiteln. Viel Spaß, viel gute Musik und noch mehr rosa Blödsinn, das bleibt bei J.B.O. hängen. Ich geh wieder hin. Und ihr?

Finntroll
Eine für mich sensationelle Überraschung. Es war mein drittes Mal Finntroll live, aber das erste Mal Finntroll in gut. Perfekt abgemischter Sound untermalt den finnischen Gesang von Sänger Vreth. Sie spielen viel neues Material aus ihrem aktuellen Album Blodsvept, das deutlich weniger verspielt und melodisch daher kommt als die ebenfalls dargebotenen Klassiker Trollhammaren und "Jaktens Tid". Als vorletzte Band des Festivals für uns ein schöner Abschluss für das diesjährige Rockharz Open Air.

Wir ließen den Abend ohne Hopfentee ausklingen und gingen zeitig schlafen. Immerhin musste ich am nächsten Morgen fahren. Schade eigentlich, sind doch die Partys am letzten Festivaltag schon fast legendär.

Fazit
Das Rockharz ist und bleibt fast ein Insidertipp. Mit seiner beschaulichen Größe von maximal 12500 kratzt das Festival natürlich nicht mal ansatzweise an der Größenordnung des Summer Breeze oder gar des Wacken Open Air. Das muss aber kein Nachteil sein. Zum einen liegt der Ticketpreis mit unter 80€ nur bei ca. der Hälfte des Wacken-Preises. Außerdem locken die noch überschaubare Größe und der geringe Bekanntheitsgrad außerhalb der Szene wenige bis gar keine Festivaltouristen nach Ballenstedt. So ist man als Metalhead stets unter Gleichgesinnten.

Natürlich gibt es auch auf dem Rockharz Probleme, deren allerdings wenige. Im diesem und dem Vorjahr war es auf dem Gelände sehr windig, was Tontechniker vor neue Herausforderungen stellt. Häufig merkt man dies auch. In diesem Jahr noch stärker als im Vorjahr, da anstatt eines Mixing-Towers für jede Bühne, diese zentral in der Mitte kombiniert wurden. Außerdem fehlt durch den straffen Zeitplan ohne Überschneidungen häufig die Zeit für einen kompletten Soundcheck. Dieser wird vom Tontechniker dann während der ersten Songs der betreffenden Band gemacht und entsprechend nachgeregelt.

Durch die freie Platzwahl auf dem Zeltplatz geht es bei der Auffahrt eher gediegen zu. Es gibt keine Einweiser, die auf Teufel komm raus versuchen, möglichst viele Fahrzeuge auf wenig Fläche zu stopfen. So ist es möglich, auch für später anreisende Freunde genug Platz frei zu halten.

Das Bier kostete für 0,25l 2,70€ +30ct Pfand. Dabei wurden labberige Plastikbecher verwendet, die weder problemlos in der Tasche verstaut noch wiederverwertet werden konnten. Die 30ct Pfand konnte man somit eigentlich immer auf den Bierpreis anrechnen. Richtige Plastikbecher mit Logo-Aufdruck wie auf vielen anderen Festivals üblich wären hier sinnvoller.

Alles in Allem aber wie immer ein sehr schönes Festival mit entspannten Ordnern, geilen Bands und einfach 4 Tage Spaß. Für 2014 stehen Arch Enemy, Children of Bodom und Soilwork bereits als erste Bands fest. Das Festival wird von 10.-12. Juli 2014 wieder auf dem Flugplatz Ballenstedt Ausmusstedt ausgetragen. Wir freuen uns und sind auf jeden Fall auch im nächsten Jahr wieder dabei!