Nachbericht Summer Breeze 2011 von Duke

Nachbericht für Metal Only von Duke vom Summer Breeze Open Air 2011:

Die Anfahrt und der Rest des Festivalmittwochs:
Und es war wieder soweit. Die Sommerbrise wehte bis zu uns nach Hannover hoch und deutete an, dass es Zeit würde, auch dieses Jahr wieder in den Süden nach Dinkelsbühl aufzubrechen. Also fuhren wir gutgelaunt los. Die Anreise gestaltete sich allerdings sehr anstrengend, da wir zirka vierzehn Stunden Fahrt hatten. Dies lag an einem fürchterlichen Stau auf der Höhe Hannoversch Mündens, welcher sich über zirka acht Stunden hinzog. So kamen wir dann auf dem letzten Drücker kurz vor 22 Uhr an der Akkreditierungskasse an. Schwein gehabt! Ansonsten hätte ich mir die restlichen Bands an diesem Mittwoch Abend vom Zeltplatz aus anhören können. Unsere Behausung war auch schnell aufgebaut, und die Begrüßung unserer Campgemeinde, die uns zum Glück unseren Platz freihalten konnte, empfing uns herzlich. Erst einmal eine Kanne aufreißen! Das Camping- und Festivalgelände an sich hatte sich im Vergleich zum Vorjahr nicht großartig verändert. Mir fiel aber gleich zu Beginn auf, dass wohl in diesem Jahr noch mehr Besucher da zu sein schienen. Nun ging es dann auf zum großen Zelt, in dem wie auch die letzten Jahre am ersten Festivaltag, dem Mittwoch, alle Bands spielen. Den New Blood-Award-Contest hatte ich ja wegen des Staus verpasst, bekam aber schnell heraus, dass Steve From England diesen gewonnen haben. Somit durfte die Band am nächsten Tag auf der kleineren der beiden Hauptbühnen den Festivaldonnerstag eröffnen. Außerdem hatte ich dann auch noch die ersten Bands Melechesh, Scar Symmetry und Destruction verpasst. Immerhin konnte ich mir dann noch Vader zu Gemüte führen. Der Sound im Zelt, welches im übrigen noch mal eine Nummer größer als im Vorjahr war, erwies sich wie auch in den letzten Jahren wieder als sehr gut abgemischt. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die Mischer den Sound von Jahr zu Jahr einen Tick lauter machen. Ein wenig weniger laut wäre auch nicht verkehrt. Ich stand hinten und sah mir an, wie sich Vader durch ihre Show ballerten. Sehr beeindruckend mit wie viel Energie Peter und seine Kumpanen über Jahre hinweg ihre Shows gestalten. Live immer ein Garant. Von der langen Fahrt dann doch sehr geschlaucht ging es danach aber auch ins Bettchen. Auf die Bands Hell und Sylosis wurde dann verzichtet.

Donnerstag:
Nach einem ausgiebigen Frühstück auf unserem Campground und ein paar Runden des Kartenspielens bewegte ich meinen Allerwertesten dann auch wieder Richtung Festivalgelände. Der erste Eindruck vom gestrigen Abend hatte mich nicht getäuscht. Es waren auf jeden Fall mehr Besucher zugegen als noch in den Vorjahren. Darunter waren, wie ich auf dem Weg zur Hauptbühne über den Campingground und die Händlermeile bemerkte, doch sehr viele junge Leute. Mehr als die Jahre zuvor. Es schienen auch nicht wirklich alle von ihnen wirklich viel mit der Musik „Metal“ anfangen zu können. Aber das Bild der „Festivaltouristen“ ist man als alter Festivalhase ja innerhalb der letzten Jahren mehr und mehr gewöhnt. Die erste Band auf der Hauptbühne waren A Pale Horse Named Death, die unter anderem Mitglieder von Type O oder Ex-Type O in ihren Reihen hatten. So ähnlich war dann auch die Musik. Sehr solider Doom Metal mit leichten Gothic-Einflüssen, der durchaus zu dieser frühen Stunde zu gefallen wusste. Mir gefiel es sowieso, da ich eh doomige Klänge liebe. Danach wurde es Zeit sich auf dem Campingplatz mit Mittagessen zu versorgen. Also stapfte ich zurück. Eigentlich wollte ich mir danach im Zelt Der Weg Einer Freiheit anschauen. Ich hielt es aber nur fünf Minuten dort aus, da der Sound einfach viel zu laut war. Leider! Die nächste Band, die ich mir unbedingt ansehen wollte, waren dann Suicidal Tendencies. Die Mischung aus Crossover und Thrash der Truppe begeisterte mich schon zu Beginn der 90er. Ich gehe schon seit dem Jahr 1995 regelmäßig auf Festivals, habe diese Band aber unglaublicherweise noch niemals bis zu diesem Zeitpunkt live gesehen. Es hat sich gelohnt. Sänger und Shouter Mike ist natürlich auch nicht mehr der Jüngste. Aber was der Junge noch herumspringt und auf und ab läuft ist schon der Hammer. Natürlich dürfen seine politischen und gesellschaftskritischen Aussagen zwischen den Songs nicht fehlen. Der Höhepunkt bildete für mich als Schlagzeuger das Drumsolo von Eric Moore. Einfach unglaublich gut der „Fleischberg“ hinter den Kesseln. Die Band spielte auch soweit fast alle Gassenhauer aus ihrern großartigen Scheiben bis 1994. Somit war der Auftritt aus meiner Sicht zu 100 Prozent gelungen. Und es ging gleich weiter mit etwas Melodic Hardcore-Nostalgie auf der Bühne daneben. Ignite! Ich kenne die Band erst seit ihrer Scheibe A Place Called Home aus dem Jahr 2000. Seitdem habe ich mir rückwirkend auch die älteren Scheiben zugelegt. Eine großartige Band, die stets genau weiß, was sie tut und das Publikum auf ihrer Seite weiß. Fast die komplette Hitpalette wurde auch hier bei super Sound gespielt. Es waren so ziemlich alle glücklich. Die beiden Bands waren in diesem Jahr mit mein großes Highlight auf dem Summer Breeze. Die restlichen Bands, die ich mir an diesem Tage zu Gemüte führte, spielten dann am Stück im Zelt. Decapitated, Hackneyed und die Excrementory Grindfuckers. Decapitated sah ich mir wie auf dem diesjährigen Party San Open Air an. Der Auftritt auf dem Breeze der Polen war vom Set her sehr ähnlich. Was mich allerdings sehr freute war, dass sie im Vergleich zu dem Gig von vor knapp einer Woche das geile Stück Spheres Of Madness mit in ihrem Set hatten. Ansonsten holzten sie sich genial durch ihre Lieder. Absolut perfekter Hochtempo Technical Death Metal. Eine zweite Gitarre stünde der Band live gut zu Gesicht, weil in manchen Passagen doch der gewisse Druck fehlt oder der Soundteppich etwas dünn erscheint. Danach hopsten die Jungspunde von Hackneyed auf die Zeltbühne. Feiner Death Metal aus unseren Landen. Das erst Mal sah ich die Band auf dem Queens Of Metal 2009. Damals gerade mal um die 18 Lenze alt ballerten sie sich gnadenlos und frisch durch ihr Set. Das hat sich innerhalb der Jahre nicht verändert. Die Band wirkt immer noch sehr frisch und energiegeladen. Zudem wirkt das musikalische Potential ausgereifter und kommt noch fetter daher. Ein sehr gelungener Auftritt der Aalener. Nach Hackneyed begann sich nun das Zelt sehr schnell zu füllen. Die verrückten Grindfuckers aus meiner Heimatstadt waren kurz davor, die Bretter der Welt zu erklimmen. Die Mischung aus Grindcore und Volksmusik scheint eine Menge Metalheads begeistern zu können. Ins Zelt passte jedenfalls kaum mehr jemand hinein. Und mir geht es mit dieser Band auch seit Jahren so. Keine Schauspielerei und einfach sie selbst geblieben. Spontan und einfach witzig. Der Soundcheck alleine trieb einem schon die Tränen in die Augen. Und auch nach dem Konzert und auch die Tage danach hallte über das gesamte Festivalgelände das Lied „...aber schön muss sie sein“! Der Gig selbst ließ keine Wünsche offen und belustigte mit immer herrlichen Geschichtchen, Bemerkungen sowie Anekdoten die rasende Meute. Songs wie „Vater Morgana“, „The Final Grinddown“ oder „Halb Und Halb“ brachten das Zelt zum Schunkeln, Tanzen, Moshen und letztendlich zum Überkochen. Egal wie oft man diese Band schon gesehen hat. Sie ist irgendwie immer wieder lustig. Danach war der Festivaltag für mich dann auch erledigt. Es ging zurück zum Campground, wo nach die eine oder andere Kanne vernichtet wurde und danach auch bald ins Bettchen.

Freitag:
Nach dem Aufstehen ging es am dritten Festivaltag erst einmal duschen. Es gab genügend Möglichkeiten, um sich frisch zu machen. Um zu duschen muss man natürlich etwas Anstehzeit mit einberechnen, so eine halbe Stunde, aber das ist ja normal. Früher war die sanitäre Situation schlechter und mit den heutigen Möglichkeiten nicht zu vergleichen. Frisch geduscht ging es dann noch zum Camp, um noch einmal vor dem vollgepackten Metaltag ordentlich zu spachteln. Das Wetter war famos und durchgehend sonnig. Vor der Bühne angekommen, legten auch kurz nach 15 Uhr Hail Of Bullets ihr Death-Doom-Paket durch die Boxen. Wie immer solide und einfach sympathisch die Niederländer um Martin van Drunen, der leider auch eine betrübliche Nachricht mitteilte. Beim Festival in Belgien dem Pukkelpop kamen fünf Menschen wegen eines Unwetters bei umgestürzten Bühnen ums Leben. Es gab weiter über fünfzig verletzte. Hoffentlich müssen wir so was niemals miterleben, und die Veranstalter reagieren frühzeitig und brechen die Live-Musik ab, bevor solche furchtbaren Szenarien eintreten. Nach Hail Of Bullets betraten dann die Spielleute von Saltatio Mortis die Bühne. Das Wetter war sonnig, und es war inzwischen sehr voll geworden. Die Spielfreude von der Band und das Crowdsurfen von Sänger Tobias trug ihr Übriges zur guten Laune bei. Die Palette der Mitsing-Hits ist ja auch sehr weit gefächert. Es war kurzweilig und schön. Danach ging es nebenan auf der Nebenbühne weiter. Enslaved wateten auf und lieferten ein krasses Kontrastprogramm zu Saltatio Mortis. Progressiver Black Metal vom Feinsten. Mit der neuen Scheibe in der Hinterhand konnte eh gepunktet werden. Wie auch eine Woche zuvor auf dem Party San ein rundum gelungener Auftritt der Norweger. Ich musste mir und meinem Nacken dann erst einmal eine Pause geben und legte mich noch mal ein paar Stunden im Camp ab, bevor es dann wieder zum langen Streifzug zur Primetime auf das Gelände zu Bolt Thrower, Amorphis, Hammerfall und Kataklysm ging. Dazwischen ließ ich JBO und Turisas aus, da ich die Bands schon sehr oft gesehen hatte und auch in meinem Alter eine Auszeit brauchte ;-). Bolt Thrower rollten dann auf die Leute los. Und wie... Ein Nackenbrecher nach dem anderen bei pompösen Sound. Kaum jemand war nicht am moshen. Der Midtempo-Death Metal der Engländer ist aber auch ein Muss für alle Headbanger. Für mich war dieser Auftritt das absolute Highlight des diesjährigen Summer Breeze. Danach ging es sanfter weiter mit Amorphis. Die Finnen boten eine gut ausgewogene Setlist dar und konnten mit neuen wie auch alten Stücken durchaus überzeugen. Hammerfall sah ich mir danach aus der Ferne an. Zum Campingplatz zurückzulaufen lohnte sich nicht, da nach den Schweden die Holzfäller Kataklysm aus Kanada die Bühne enterten. Und was dann geboten wurde war einfach hammerhart. Zwar war der Sound die ersten zwei Songs zu leise (ja, ihr lest richtig: zu leise), aber doch sehr gut abgemischt. Im Verlaufe des Gigs wurde die Lautstärke aber angepasst. Die Jungs knüppelten sich absolut professionell durch ihr Set, bei dem nichts fehlte. Das Drumsolo war dann noch ein weiteres Highlight. Wer diese Band noch nicht live gesehen hat, sollte die unverzüglich bei der nächsten Gelegenheit nachholen. Explosiver und brutaler, groovender und perfektionistischer kann Death Metal kaum zelebriert werden. Danach waren meine Ohren für weitere Metalnoten nicht mehr zugänglich, und es ging in Richtung Zeltplatz zur verdienten Nachtruhe. Von wegen Ruhe. Sturm zog auf und ein Unwetter brach am frühen Morgen auf uns ein, dass nur so die Gegenstände durch die Gegend flogen. So mancher Pavillon und Zelt waren nach dem Unwetter unbrauchbar geworden. Wir konnten bei uns zum Glück, da das meiste vorher gut befestigt war, wieder einigermaßen herrichten. Nach dem sonnig-schwülen Freitag hat sich da wohl so ziemlich alles entladen. Soweit ich weiß, sind aber keine Personen verletzt worden.

Samstag:
Nachdem dann auch am Morgen die letzten Spuren der Nacht auf unserem Campinggelände beseitigt bzw. wieder einigermaßen hergerichtet waren, stapfte ich in aller Frühe zur Pain Stage. Dort legten Motorjesus um 11 Uhr los. Die Sonne brannte schon wieder unglaublich stark. Die Rocker von Motorjesus hatten damit aber anscheinend gar kein Problem, und rockten, was das Zeug hielt, los. Die paar Metalheads, die schon zu dieser frühen Stunde dort waren, nahmen es wohlwollend auf und wippten und nickten mit. Eine Performance, die mir echt Spaß machte, und die unverbraucht und ehrlich rüberkam. Kurz darauf war es dann Zeit für Benighted aus Frankreich. Brutal Death Metal! Yeah. Der Sänger läuft barfuß grunzend auf und ab, und die Band ballert den Rest dazu. Slam-Parts und Bree Bree Bree-Gegrunze was die Organe und Boxen hergeben. Und das bei der Hitze. Respekt! Einige unermüdliche Metalheads hielten das Circlepit den ganzen Gig über am Leben. Schön, dass auch solche Bands das Breeze beleben! Danach war ich stark dehydriert und bewegte mich erst mal wieder ins Camp zurück, bevor es dann für mich abends im Zelt mit Obscura, den Technical Death Metal-Göttern aus Deutschland weiterging. Bei den Jungs gilt Ähnliches wie bei Necrophagist: Mund auf und staunen. Es gibt nicht viele Bands die technisch so beschlagen sind in diesem Genre. Schlagzeuger Hannes sticht meines Erachtens ganz besonders hervor. Und für technischen Metal auf diesem hohen und frickeligen Niveau kommt auch, was so oft bemängelt wird, das Songwriting nicht zu kurz. Die aktuelle Scheibe Omnivium wird sich wohl auch als einer der Meilensteine dieser Zeit in dem Genre herauskristallisieren. Den restlichen Abend haben wir dann auf dem Gelände vor den Hauptbühnen verbracht. Ab 20 Uhr standen noch Tarja, Sodom und Hatebreed auf der Liste. Alles, was danach noch spielte (leider auch Primordial, Moonsorrow und Rotting Christ) wurde für uns zu spät, zumal wir am nächsten Tag früh zurück nach Hause wollten/mussten. Tarja war umgeben von ihrer Allstar-Band, unter anderem mit Mike Terrana, und trällerte ihre Songs solide herunter. Ich bin kein sonderlicher Freund dieser orchestralen Metaldarbietung. Das ist wohl Geschmackssache. Aber als sie dann auch noch begann, alte Nightwish-Songs zu spielen, da runzelte nicht nur ich die Stirn. Mein Kumpel Felix und ich lagen uns sarkastisch in den Armen und riefen immer nach Tarja.^^ Danach spielten Sodom auf, und es wurde wieder etwas voller auf dem Gelände. Sodom lieferten sicherlich einen soliden Gig ab. Ich habe der Band noch nie wirklich sehr viel abgewinnen können. Der Kelch ist irgendwie an mir vorüber gegangen. Dennoch konnte selbst ich erkennen, dass die Formation um Onkel Tom Angelripper die Meute wohl immer noch im Griff hat und live noch lange nicht eingerostet ist. Bei uns allen war dann der Akku aber auch so ziemlich leer nach den anstrengenden vier Tagen, so dass wir nach einem kurzen Aufenthalt bei Hatebreed das Gelände verließen und den Abend noch auf dem Campground genüsslich ausklingen ließen. Der Abbau und die Abfahrt am nächsten Tag verliefen dann ohne Probleme oder Rückstaus. Auch das diesjährige Summer Breeze war rückblickend mit Sicherheit wieder ein Highlight, an welches ich mich immer wieder gerne zurückerinnern werde. Die Organisation war wirklich ansprechend, und die Helfer hatten stets ein offenes Ohr und waren freundlich und hilfsbereit. Größer sollte das Festival nicht werden. Für mich persönlich ist das die Obergrenze an der Masse an Menschen. Die Bandauswahl war breitgefächert und wohl auch für jeden etwas dabei. Wenn die Preise so beibehalten werden und nicht explodieren, dann werde ich gerne wiederkommen. Besonders, wenn die besagte Brise von Dinkelsbühl aus wieder gen Norden zieht. Metal on, Duke.