Metal Embrace Festival 2010 Nachbericht von Tarfull
Wie schon im letzten Jahr soll es dieses Jahr fuer mich wieder aufs Embrace gehen. Location, Atmosphaere, Bandauswahl und Preise ueberzeugten mich schon im letzten Jahr und daran sollte sich auch 2010 nichts aendern. Das Festivalticket gab es im Vorverkauf fuer laeppische 20 Euronen. (ueber die Homepage der Band Slartibartfass sogar kurzzeitig fuer nur 10 Euro). Das Festival fand wie schon im Vorjahr auf dem Gelaende des Motorradclubs "Iron Cruise" in Barleben bei Magdeburg statt. Das Gelaende ueberzeugt durch eine grosse Stagehall, in der geschaetzt 1500 Leute Platz finden. Da in diesem Jahr circa 400 Besucher (inklusive Tagestickets) anwesend waren, wirkte die Halle teilweise etwas leer. Die letzten 1km Strasse zum Gelaende waren eine reine Katastrophe. Man fragte sich, ob das noch Schlagloecher waren oder schon Bombenkrater. So geschah es auch, dass die oelwanne von Mitveranstalter Wolle das Zeitliche segnete und er somit einen unerwarteten Kurzurlaub in Barleben vor sich hatte. Als Partner konnte in diesem Jahr das Onlineradio Metal Only (www.metal-only.de) gefunden werden. Aber dazu spaeter mehr.
Nachdem ich mir mein Festivalbaendchen geholt habe und mein Zelt auf dem extra abgesteckten Metal Only-Campingplatz aufbaute, ging es auch schon fast los. Ich begruesste schnell noch alte Bekannte, lernte schon den einen oder anderen neuen Bekannten kennen und begab mich schon mal Richtung Stagehall, die nur circa 25 Meter von meinem Zeltplatz entfernt war.
Um 18.30 Uhr eroeffneten Versus the Sky das Festival. Die Jungs aus Dessau spielten bei einem guten Sound Metalcore. Da ich nicht allzu viel mit dieser Musikrichtung anfangen kann, kann ich leider nicht so viel darueber schreiben. Vor der Buehne fanden sich circa 30 Leute ein. Das lag aber daran, dass um diese Zeit noch nicht sehr viele Leute auf dem Gelaende waren.
Slartibartfass, die zweite Band an diesem Tag, ueberzogen erstmal ihren Soundcheck um 15 Minuten. So blieben nur noch 15 Minuten fuer ihren Pagan/Viking-Metal, der schon eher meinen Geschmack traf. Nach zweieinhalb Songs war auch schon wieder Schluss, was vom Saenger mit den Worten "600km fuer zweieinhalb Songs, vielen Dank" kommentiert wurde. So ein Festival hat nun mal einen Zeitplan, den es einzuhalten gilt. Schade fuer den wirklich guten, aber leider zu kurzen Auftritt der Jungs und dem Maedel aus Ulm. Anschliessend noch ein kurzer Satz von Philipp, dem Gitarristen und Saenger der Band.
Tarfull: Hallo Philipp. Was ist dein Eindruck vom Metal Embrace Festival 2010?
Philipp: Wir konnten leider nur sehr kurz spielen. Wir haben leider dieses Verhaeltnis "Kilometer zu Songanzahl" ein wenig ueberschritten. Aber wir haben trotzdem nette Leute kennengelernt und sehr viel Spass gehabt.
Tarfull: Vielen Dank!
Mittlerweile war es 20Uhr und der Auftritt von Dying Humanity stand an. Die Melodic Death Metal-Coreler aus Chemnitz erinnerten ein wenig an Heaven Shall Burn und gefielen zum Teil sogar jemandem wie mir, der sonst gar nicht auf Metalcore steht. Sogar ein kleiner progressiver Einschlag war zu hoeren, welcher die Musik deutlich aufwertete. Der Sound war wie immer gut. Der Tonmann machte bis jetzt einen guten Job auf dem Festival.
Nun folgte eine mir bis dato unbekannte Band, die sich aber als mein persoenliches Highlight an diesen Festivalfreitag herausstellen sollte. Abstinenz aus Neuss/Bonn. Die Jungs schafften es, eine dunkle Stimmung mit ihrem Black Metal zu erschaffen, dass man eine Gaensehaut bekam. So zogen sie das Publikum in ihren Bann. Vor der Buehne sammelten sich mittlerweile circa 200 Leute und liessen ihre Haare fliegen. Was fuer ein grossartiger Auftritt!
Nun ging es weiter mit etwas Viking Metal. Thrudvangar aus Koethen waren an der Reihe. Man sah ihnen an, dass sie Spass hatten und das ging auch prompt aufs Publikum ueber. Dieses liess sich von der guten Stimmung der Band anstecken und so wurde dies sicherlich der spassigste Auftritt an diesem Tag. Die Musik erinnerte ein wenig an Obscurity mit Keyboards und war teilweise recht eingaengig, so dass man die Zuschauer zum Mitmachen bewegen konnte.
Nun war es soweit. Der Headliner fuer den Freitag enterte die Buehne. Dieser war kein geringerer als Helrunar aus Muenster. Durch ihren sehr duesteren Pagan Black Metal kam eine sehr duestere Stimmung in Barleben auf. Das erste Mal sah man eine ganze Horde Headbanger von der Buehne stehen. Man merkte, dass das die Band war, auf die die meisten Leute gewartet haben. Eine Stunde hatten die Jungs fuer ihre Setlist, die durch Lieder wie "Frostnacht" und
"aelter als das Kreuz" begeisterte. Als Bassist ist kein geringerer als Rainer Wiezorek von Abrogation eingesprungen. Selbiger ist auch der Organisator des Festivals. Eigentlich schade, dass der Auftritt schon um 0Uhr vorbei war.
Samstag:
Da es schon relativ frueh, relativ warm wurde, konnte man nicht allzu lange schlafen. Die Temperaturen im Zelt ueberstiegen schnell den aushaltbaren Wert. So quaelte ich mich schon recht frueh aus meinem Schlafplatz und versuchte erstmal, durch etwas Obst, Broetchen und Kaffee wach zu werden. Als ich so in unserem Camp sass, besuchte mich ein Pferd von der Weide nebenan, die nur durch einen Maschendrahtzaun vom Campingplatz getrennt war. Nachdem ich das Pferd mit einem Apfel gefuettert hatte, trabte es wieder davon. Warum erzaehle ich euch das? Weil das einen grossen Teil von der Festivalatmosphaere ausmacht. Laendliche Gegend ohne viel Schnickschnack. Ein Teil des Campingplatzes war sogar in einer Art Miniwald untergebracht. Natuerlich durfte man direkt am Zelt parken, so dass die selbst mitgebrachte Verpflegung nie weit weg war. Um die Zeit zu ueberbruecken, spielten wir ein paar Spiele und ein paar Leute aus unserem Camp bekriegten sich mit Lauch(!). Warum? Keine Ahnung! Relativ schnell naeherte man sich der ersten Band, die um 14.30 Uhr die Buehne entern sollte.
Embodying The End waren selbige, die mal wieder eine Mischung aus Metal und Hardcore spielten. Immer noch nicht meine Musik. Leider war vor der Buehne noch nicht sehr viel los. Die Band machte aus diesem Grund statt einer Wall of Death, eine "Wall of Crabs". Dazu sollten die Zuschauer eine Krebsklauenbewegung mit den Haenden machen und dabei seitwaerts laufen. aehnlich wie Dr. Zoidberg von Futurama. Der Anblick war koestlich auch wenn nur circa 6 Leute dieser Aufforderung folgten. Die Jungs aus Bad Oldesloe konnte wohl das Metalcore hoerende Publikum ueberzeugen. Es hiess sogar, dass es eigentlich schade war, dass diese Band nur als Opener spielt. Waehrend des Konzertes kam die Nachricht rein, dass Weyland, die anschliessend spielen sollten, leider berufsbedingt ausfallen. So spielten Embodying The End noch ein wenig laenger als geplant, was die Zuschauer freute. Die bekamen anscheinend gar nicht genug!
Durch den Ausfall von Weyland konnten Into Obscurity ein wenig frueher anfangen, was mich persoenlich freute, denn ihr Melodic Death Metal traf wieder meinen Geschmack und half beim Wachwerden. Das headbangen funktionierte noch nicht so ganz, deshalb musste ich mich auf Fusswippen und Mitnicken beschraenken. Die Band aus Aschersleben konnte leider auch noch nicht sehr viele Leute in die Stagehall ziehen. Vor der Buehne befanden sich man gerade 30 Leute. Schade. Diese Band haette deutlich mehr verdient! Nach dem Auftritt besorgte ich mir erstmal ein T-Shirt und eine CD fuer zusammen 15 Euro. Das nenne ich mal Kampfpreis!
Um kurz nach 17Uhr wurde es wieder etwas haerter. September Murder aus Thale betraten die Buehne und knueppelten die letzte Muedigkeit aus den Koerpern der Besucher. Knallharter Death Metal war die Devise und so versuchten die Jungs, Nacken zu brechen. Langsam aber sicher wurde das Publikum wieder zahlreicher und vereinzelnd flogen schon wieder Haare durch die Luft. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle mal die super Arbeit vom Mann am Mischpult erwaehnen, der zu jeder Band den passenden Sound lieferte. Wirklich! Daumen hoch!
Um circa 18Uhr ging es weiter mit den Erben des Zorns aus Kiel. Erben des Zorns waren eigentlich schon letztes Jahr fuer das Metal Embrace Festival gebucht. Leider mussten sie im letzten Jahr kurzfristig absagen. Das machte die Band mit ihrem Auftritt am Festivalsamstag 2010 wieder gut. Deutschsprachiger Metal/Hardcore stand auf dem Programm. Ich finde es immer sehr gut, wenn Bands ihre Songs auf Deutsch schreiben. Die Musik gefiel mir auch und ich kann nur Jedem, der auf interessante und frische Musik steht, empfehlen auf der Myspace-Seite der Band vorbei zu schauen und sich selber ein Bild zu machen.
Fuer wirklich guten Thrash Metal um 19 Uhr sorgten Fatal Embrace aus Berlin. Die Band, die ihr Debutalbum schon im Jahr 2000 veroeffentlichte, hat in diesem Jahr ihr viertes Album "The Empires Of Inhumanity" herausgebracht. Dementsprechend spielten Fatal Embrace ein gutes Programm. Anscheinend hat sich die Band schon eine kleine Fanschar zusammengespielt. Vor der Buehne sammelten sich ein paar Leute, die "froehlich" mitgesungen haben.
Nun folgte eine der Bands, auf die ich mich am meisten freute. Thy Final Pain machten sich auf den weiten Weg aus Baden-Wuerttemberg, um auf dem diesjaehrigen Metal Embrace Festival die Nacken der Leute zu traktieren. Vor circa 100 Leuten wurden Songs aus ihren beiden Alben gespielt. Thy Final Pain spielen "Massive Rhythmic Death Metal", der sich meiner Meinung stark aus dem Death Metal-Einheitsbrei abhebt. Die Jungs um Ex-Debauchery Gitarristen Simon Dorn haben ihren eigenen Stil gefunden und haben Wiedererkennungswert. Hoert mal rein, wenn ihr nach einem neuen frischen Sound sucht! Nach dem Konzert konnte ich Simon noch seine eigene Meinung zum Metal Embrace entlocken.
Tarfull: Hallo Simon. Hast du Lust mir ein paar Worte ueber das Festival auf mein Diktiergeraet zu quatschen?
Simon: Gerne. Das ist eine sehr schoene Location hier. Alles sehr angenehm. Die Atmosphaere ist mir beinahe zu "familiaer". Aber ich habe gehoert, gestern war hier mehr los.
Tarfull: Nein, eigentlich nicht. Ich wuerde sagen, es war aehnlich viel los gestern.
Simon: Ich finde, das Festival hat was Persoenliches. Gerade was die Bands angeht. Es kann eigentlich nicht genug los sein.
Tarfull: Ja! Schade, dass vor der Buehne nicht so viele Leute stehen. Viele hoeren ja lieber von draussen zu.
Simon: 120 bis 150 waren es schon. Vielleicht nicht die ganze Zeit, aber zwischendurch schon. Das war schon ganz ok.
Tarfull: Vielen Dank!
Disaster K.F.W. sind nun an der Reihe. Eine Mischung aus Death -und Black Metal sollte diesmal das Publikum begeistern. Der Soundmann macht immer noch einen unglaublich guten Job. Selten so einen durchgehend guten Sound auf einem Festival erlebt. Die Band aus Weimar knueppelten eine dreiviertel Stunde ihre Songs in die Koepfe der Zuschauer. Mittlerweile war richtig gut was los.
Nun sollte mein persoenliches Highlight des Festivals folgen. Ich hatte den Namen Contradiction zwar schon mal gehoert, aber dass die Jungs so eine unglaublich intensive Show spielen, damit hatte ich nicht gerechnet! Die Thrash-Metaller aus dem Ruhrpott begeisterten mich von vorne bis hinten. Man merkte den Jungs an, dass sie wirklich Spass an ihrem Auftritt hatten. Das nenne ich mal einen gelungenen Co-Headliner, der sich meiner Meinung nach nicht vor groesseren Bands des Genres verstecken muss. Ob das wohl von Postmortem noch getoppt werden kann???
Nicht ganz! Trotzdem begeisterten die Jungs durch teilweise deutsche Texte und viel Spass an ihrem Auftritt. Die Berliner standen fuer mich etwas im Schatten von Contradiction. Postmorten sind vor ein paar Tagen fuer die arbeitsbedingt ausgefallenen Lay Down Rotten eingesprungen. Ich haette Lay Down Rotten zwar gerne gesehen. Postmorten vertraten diese aber sehr gut und beendeten das Metal Embrace Festival wuerdig.
Das Metal Embrace Festival 2010 hat sich mal wieder gelohnt. Eine wahnsinnig tolle, familiaere Atmosphaere und super Preise. Das ist die Philosophie des Festivals, die fuer mich sehr gut aufgeht. Leider waren die Besucherzahlen aehnlich klein, wie schon im letzten Jahr. Das ist sehr schade fuer die Leute, die hinter dem Festival stehen. Ein kleinen Kritikpunkt gibt es auch. Der Whisky wurde mit Billigcola aus dem Discounter gemischt. Das ist fuer mich und viele Andere ein No-Go und sollte so nicht wiederholt werden. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn die restlichen Getraenke waren super. Ob von sehr leckerem Met fuer 2 Euro, bis zum 0,4Liter frisch gezapftem Bier fuer 2 Euro war alles super. Auch der Whisky wurde mit Jack Daniels gut gewaehlt. Zu essen gab es Bratwurst im Broetchen fuer 1,50Euro, Frikadelle im Broetchen fuer 2 Euro und ein grosses Nackensteak im Broetchen fuer nur 2,50 Euro. Alles frisch vom Grill! Auch wurden den ganzen Tag frisch zubereitete Waffeln aus dem Waffeleisen angeboten. Wie schon erwaehnt war wieder alles sehr freundlich und familiaer und ich hoffe auf ein besser besuchtes Metal Embrace Festival 2011. Aber ob das stattfinden wird, steht leider noch in den Sternen...
Anschliessend noch zwei kurze Interviews vom Organisator Rainer Wiezorek und vom Mitveranstalter Wolfgang "Wolle" Steiner vom Internetradio Metal Only.
Tarfull: Hallo Wolle. Dein Resuemee zum Metal Embrace 2010:
Wolle: Nun, ein sehr schoenes, gemuetliches, familiaeres Festival mit klasse Bands, klasse Leuten und stressfrei. Schauen wir mal, was die Abrechnung am Ende sagt, wie erfolgreich das Ganze war.
Tarfull: Die Zusammenarbeit zwischen deinem Radio und dem Metal Embrace. Was genau muss man sich darunter vorstellen? Was war eure Aufgabe?
Wolle: Das war sowohl eine Kooperation, als auch Mitveranstaltung. Metal Only hat den Part der Werbung uebernommen und auch die Genehmigung getragen, so dass es eine gleichwertige Mitveranstalter-Geschichte war. Aber ich habe ___ Rainer die komplette Leitung ueberlassen, weil zwei Koeche, ein Brei, das kannste knicken. Ich habe mich da lieber bestens um die anderen Leute gekuemmert.
Tarfull: Weisst du schon, ob es ein Metal Embrace Festival 2011 eben wird?
Wolle: Nein. Ich denke, das musst du ____ Rainer fragen. Das wird er, denke ich mal, entscheiden, sobald er die Abrechnung hat. Waere schoen, wenn es stattfinden wuerde. Aber "Schaun wa mal".
Tarfull: Ok, das werde ich machen. Vielen Dank!
Interview mit Rainer Wiezorek:
Tarfull: Welches Resuemee ziehst du jetzt nach dem Festival? Ist alles so gelaufen, wie du dir das vorgestellt hast?
Rainer: Organisatorisch ist es doch sehr gut gelaufen, sag ich mal. Waren leider zu wenig Leute da. Allerdings mehr, als letztes Jahr. Letztendlich muss ich erst Kassensturz machen und dann sehe ich, wie es aussieht. Aber auf jeden Fall habe ich Miese gefahren.
Tarfull: Kannst du noch etwas zu den beiden Bandausfaellen sagen?
Rainer: Beide recht kurzfristig und aus beruflichen Gruenden. Es gab in beiden Faellen eine Urlaubssperre. Da kann man leider nichts machen.
Tarfull: Aber das war ja sehr sehr kurzfristig mit Weyland. Mir kam es so vor, als haetten die erst Samstag Mittag abgesagt.
Rainer: Nicht ganz. Die Band hatte bereits Donnerstag per Mail abgesagt. Leider habe ich seit dem nicht mehr ins Internet geguckt, weil ich wegen dem Festival sehr beschaeftigt war und deshalb habe ich es erst Samstag gelesen.
Tarfull: Metal Embrace 2011?
Rainer: Schauen wir mal *grins*
Tarfull: Vielen Dank!
Tarfull für Metal Only 14.09.2010