Metal Only Hörer auf dem WFF 2006 von Ellipse

Nach einer knapp 4-stündigen Fahrt in den Osten Deutschlands und einem ziemlich konfusen Aufeinandertreffen mit der Vorhut unserer kleinen Gruppe war es erst einmal die oberste Pflicht als Deutscher die Länderspiel gegen Argentinien auf der Leinwand neben der Mainstage zu verfolgen. Aber nicht nur das war ein Grund, den weiten Weg von unserem Zeltplatz zum Bühnengelände auf uns zu nehmen. Bei tropischen Temperaturen war es schon schwer genug, sich zu den Headlinern aufzuraffen. Dadurch war es uns nicht möglich, alle Bands, die einen Auftritt beim 13. With Full Force hatten, zu begutachten. Nebenbei musste natürlich die Nahrungsaufnahme sowie das Trinken nicht vernachlässigt werden. Meldet euch, um uns in Zukunft zu helfen, und Reviews zu schreiben...

Die wohl schlechtesten Slots an diesem Wochenende erwischten die Bands Stone Sour und Madball, da sie während des Achtelfinales mit deutscher Teilnahme auf der Hauptbühne agieren mussten, aber sich dennoch nichts anmerken ließen uns eine resolute Show ablieferten.


Trashmetal aus dem Ruhrpott? Klare Sache -> Kreator.. Ein ganz bekannter Name, der dadurch auch sehr viele Menschen anzog, die nicht gerade Trashmetal hören. Auch oder gerade deswegen boten die wohl einflussreichste Kapelle in ihrem Genre eine bodenständige Bühnenarbeit, die wohl keinen von den Füßen riss, aber dennoch überzeugte. Eine Band, die für jedes Festival eine Bereicherung darstellt und daher auch immer unterwegs ist. Unbedingt anschauen.

Die meiste Bewegung brachte wohl Soulfly in die Menge. Die Brasilianer rund um Max Calavera nutzen jede Sekunde, um der Meute vor der Bühne einzuheizen. Vor allem das Doppelpack "Roots/Prophecy" brachte ein jeden ins Schwitzen – egal ob im Pit oder außerhalb. Selbst die Energie des Frontmannes sprang von der ersten Sekunde auf die Fans über. Eine Band, die man mindestens einmal im Leben gesehen haben muss, denn davon wird man ewig träumen. Ein kleines Sympathie-Plus erarbeitete sich Max, in dem er bei der Zugabe mit einem National-Trikot der deutschen Nationalmannschaft auftrat – da wusste er allerdings auch nicht, das seine Brasilianer am Tag danach ausscheiden würden...

Trotz desolater musikalischer Darbietung war die Bühnenshow von A.O.K. recht amüsant. Fliegende Wiener-Würstchen (keine politische Tat), Baguette (passend zum dargebotenem Stück), Kopfsalat und Cornflakes waren immer zu sehen, was vor allem daraus resultierte, dass die Fans die in die Menge geworfenen Stücke nicht behalten wollten, sondern alles wieder auf die Bühne zurückbeförderten. Der Festival-Ausspruch "Das ist Krieg" bekam eine neues Gesicht. Das musikalisch beste Lied war mit einem großen Vorsprung "Stromausfall" - die Band agierte hier wörtlich ohne Strom, was den Ohren sehr gut tat. Auch die ständigen Entblößungs-Anfälle der Sänger waren nicht das Beste, was den Besucher am frühen Morgen erfreute. Nicht für die Ohren zu empfehlen – aber für die Augen eine amüsante Darbietung.


Deutsch-Punk der ersten Generation war im Hardbowl zu finden. Toxoplasma brauchten nicht viele Worte um die Meute auf sich aufmerksam zu machen. Geradlinig, ohne viele Worte, wie ein Konzert sein muss. Die Band genoss es sichtlich, einen solchen Gig zu spielen. Jeder der Zuschauer, ob Fan oder Neuling, war begeistert, wie sich die vier trotz ihres Alters präsentierten. Eine Band, die trotz oder gerade wegen ihres Status einen recht ruhigen Auftritt hinlegte, der dennoch alle verzauberte. Erfahrung macht also doch einiges aus...

Die Hip-Hop-Einflüsse von Clawfinger wurden zwar nicht von allen gemocht, jedoch bot der Auftritt eine Abwechslung, die Sympathisanten fand. Der Stil, der durch die inzwischen (leider) aufgelöste Band Rage Against The Machine ihren Ursprung fand, wird von den Schweden erfolgreich weitergeführt und findet dadurch stetig neue Anhänger, was bei diesen Jungs nicht überrascht. Man sieht sich garantiert noch mal – denn diese Band wird noch sehr gefragt sein.

Die bekannteste Mittelalter-Gruppe aus dem deutschsprachigen Raum ist ganz klar In Extremo. Einen furioser Start legten die sieben Recken aus Berlin mit "Spielmannsfluch" hin. Wer jetzt dachte, das Beste sei vorbei, täuschte sich gewaltig. Mit "Horizont", "Nur Ihr allein" und "Vollmond" ging es genauso munter weiter. Unerwähnt darf auf keinen Fall die überragende Bühnendarstellung bleiben. Einstudierte Choreographien der drei Dudelsack-Spieler, Feuer-Fontänen, vier Flammenwerfer und Konfetti-Regen begeisterten auch diejenigen, die dem Mittelalter-Sound nicht so angetan waren. Fans der Band hatten danach eine sehr mitgenommene Stimme, da jedes einzelne Wort mitgesungen wurde. Ein geiler Auftritt, der dazu anregt, diese Band wieder einmal live zu erleben.

NY-Hardcore kam zum ersten mal an diesem Wochenende auf die Bühne. Agnostic Front enterten die Bühne um ohne große Umschweife den Tanz zu eröffnen. Während des Auftritts wurden alle Arten des Pogo's abgearbeitet – von Circle Pit bis hin zur Wall of Death, bei der sich zwei Gruppen gegenüber stehen um auf Kommando des Sängers aufeinander los zustürmen. Bei dem Überhit der New Yorker "Gotta Go" entstand fast Gänsehaut-Feeling, da ein jeder mitsang. Der Platz vor der Bühne wurde wörtlich gesehen umgegraben. Die Band hatten eindeutig ihren Spass und lieferten eine Show ab, die zwar keinen begeistern konnte, für das Hardcore-Genre aber normal war. Unbedingt zu empfehlen für jeden, der den härten Klängen lauscht und einfach mal die Sau raus lassen will.

Die schwedischen Melody-Deather von InFlames gehörten zu den besten Bands des kompletten Festivals und wurden ihrer Headliner-Position zu hundert Prozent gerecht. Eine Light-Show, die bei jedem die Augen erstarren ließ und eine Stimmung, die atemberaubend wirkte. Auch wenn man die Band nicht kannte, geschweige den ein Lied von ihnen vorher gehört hatte, wurde man von Anfang an in ihren Bann gezogen, der einen nahezu fesselte und von dem man sich nicht losreißen konnte. Den Ruf, den die fünf Recken haben, ist auf jeden Fall gerechtfertigt. Für jeden Geschmack eine Band, die zu empfehlen ist.

Die Veranstalter lobten die Real McKenzies mit den Worten: "Wer die Dropkick Murphys mag, müsste The Real McKenzies eigentlich lieben!" Eine Enttäuschen war allerdings vorprogrammiert, wenn man die Dropkick Murphys erst 2 Monate vorher auf Ihrer "The Warriors Code"-Tour live erlebt hatte. Mit den Eindrücken, die man dort gesammelt hatte und den Worten der Veranstalter avancierten die McKenzies zu der größten Enttäuschung des kompletten Festivals. Keine Stimmung, der Dudelsack ging unter, ein arrogant wirkender Sänger – eigentlich das komplette Gegenteil der Murphys. Viele gingen enttäuscht schon vor Ende des Auftritts, mit derselben Meinung. Vielleicht nur eine Tagesform – wollen wir es hoffen.


Bei Arch Enemy war ein ganz großer Pluspunkt die Gitarren. Wer die Lieder der Melodic-Deather schon vor dem Festival kannte, war von dem Sound, den die 3 Jungs rund um Angela Gossow, begeistert. Bei dem einen oder anderen wurde sogar Tränen gesichtet. Leider ging die Stimme der deutschen Sängerin in dem Gitarren-Gewitter etwas unter, was der Stimmung aber auf gar keinen Fall einen Abbruch tat. Ein furioser Auftritt der Lust auf mehr macht, vor allem, weil man ihn nicht so schnell vergisst. Ein solcher Gig tut immer wieder gut. Man freut sich auf die nächste Möglichkeit, diese Band zu bestaunen.

Trotz der fehlenden Anerkennung der meisten Old-School-Metallern lieferte die 4 Jungs von Bullet for my Valentine aus Wales mit ihrem "cremig-poppige Emo-Hooks" (WFF-Team) eine recht gute Show ab. Vor allem die häufigen Gitarren-Soli begeisterten die Menge trotz der herrschenden Vorurteilen. Was die meisten allerdings störte, waren die Textinhalte, die eigentlich immer nur um das Verlassen der Freundin o.ä. gingen. Trotz dessen ist Bullet for my Valentine eine Band, die man sich Live anschauen kann.

Die nächsten Hardcore-Legenden aus New York waren bereit, das Werk von Agnostic Front am Vortag fortzusetzen. Sick Of It All gaben sich an ihrem 20. Bühnenjubiläum die Ehre. Als Korn-Ersatz gekommen, feierten die vier Jungs mit allen Anwesenden eine reißige Party. Ähnlich wie bei Agnostic Front war der Platz vor der Bühne kein Acker mehr, sondern ein großer Erdhaufen. Mit dem neuen Album "Death to Tyrants" in der Hinterhand ackerte sich die Band in die meisten Beine der Anwesenden. Die Zahl der Menschen im Pit wuchs stetig, endete bei circa 300 Leuten. Natürlich war es nicht jedermanns Musik-Geschmack, weswegen ja auch das WFF teilweise schlechte Kritiken bekommt, aber Sick Of It All konnten die meisten Festival-Besucher überzeugen. Ein grandioser Auftritt, dem man seine 20 Jahre nicht anmerkte.

Der Sonntags-Headliner dürfte wohl jedem bekannt sein: Motörhead. Lemmy Kilmister und seine 2 Gesellen holten ihren abgesagten Auftritt vom letzten Jahr nach. Alle Songs wurden gefeiert, auch wenn die Menge erst ein paar Lieder brauchte um auf Stimmung zu kommen. Motörhead, die nur durch den Krankheitsbedingten Ausfall von Korn zum Headliner aufstiegen, schafften es aber dennoch die Meute passend zu "Ace of Spades" kochen zu lassen. Kein Wunder, dass dieser Song abgefeiert wurde, wie kein Titel beim kompletten Festival zuvor. Ein zwar nicht berauschender Auftritt, aber dennoch empfehlenswert.

The Last Supper â vorletzte Band des diesjährigen With Full Force -> Graveworm aus Italien. Den Gothic-Einfluss der Band kann man live nicht hören, aber dennoch bieten sie eine ansehnliche Bühnenshow. Der Sound war relativ schlecht abgemischt, da man nur den Schlagzeuger hörte, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat. Die Haare flogen in den vordersten Reihen durcheinander und die Gothic's standen nicht abgeneigt, aber auch nicht begeistert in den hinteren Reihen. Alles in allem eine Band, die man live ansehen kann, aber nicht muss.

Das WFF war ein grandioses Festival, das durch die bunte Mischung der Bands und der Genres glänzte. Der Stimmung auf dem Zeltplatz tat dies kein Abbruch, was man zwar schon öfters gelesen hatte, aber nicht eintrat. Mittelalter-Metaler, Gothics, Emo-Kids sowie Hardcore-Begeisterte lebten friedlich Zelt neben Zelt. Und wenn es mal doch zu Unstimmigkeiten kam (an dieser Stelle einen schönen Gruß an unsere belgischen Freunde) war die Security sofort zur Stelle um zu schlichten. Man wird sich nächstes Jahr bestimmt wieder sehen.

Ellipse für Metal-Only